Diagnostik in der Psychiatrie
Themenübersicht
- Diagnostik in der Psychiatrie
1. Diagnostik in der Psychiatrie
Um eine psychiatrische Diagnose oder zumindest eine Verdachtsdiagnose stellen zu können, sind folgende Untersuchungen erforderlich:
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Gespräch zwischen Untersucher und Patient (psychiatrisches Gespräch)
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Körperliche Untersuchung
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in manchen Fällen eine zusätzliche testpsychologische Untersuchung
Der weitere Verlauf der jeweiligen Erkrankung bestätigt schließlich die Diagnose oder zeigt auf, dass diese nochmals überdacht werden muss.
Im Psychiatrischen Gespräch nimmt vor allem der psychische Befund (Beschreibung und Beurteilung der wichtigsten psychischen Funktionen und Auffälligkeiten) einen großen Teil der diagnostischen Arbeit ein.
Wie es sich noch zeigen wird, ist die Klassifikation psychischer Erkrankungen mit einigen Problemen verbunden. Für den fachlichen Austausch ist sie jedoch unentbehrlich und ermöglicht z.B. eine bessere Vergleichbarkeit von Krankheitsverläufen und Behandlungsverfahren in wissenschaftlichen Studien.
1.1 Das psychiatrische Gespräch
Das wichtigste Untersuchungsmittel in der Psychiatrie ist das Gespräch zwischen Arzt und Patient. Der Untersucher (Arzt) sollte darauf achten, möglichst alle, in der folgenden Übersicht näher beschriebenen Inhalte, zu erfragen.
Neben dem Gespräch mit dem Patienten selbst, ist die Erhebung einer Fremdanamnese hilfreich. Informationen durch Angehörige, Hausarzt, Freunde usw. vervollständigen also die Anamnese. Um eine Fremdanamnese durchführen zu dürfen, muss das Einverständnis des Patienten, bzw. seines gesetzlichen Betreuers, eingeholt werden.
→ Das psychiatrische Gespräch umfasst folgende Bereiche des psychisch Erkrankten:
Inhalt des psychiatrischen Gesprächs |
Beschreibung |
Kindheitsanamnese |
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Familienanamnese |
Gab es bereits … in der Familie?
→ Wie sieht die Beziehung zwischen den Familienmitgliedern aus? → Gibt es mögliche Erbkrankheiten in der Familie? → Wie ist die Stellung in der Geschwisterreihe des Erkrankten? |
Sozialanamnese |
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Eigenanamnese |
→ Der psychisch kranke wird über seine Krankheit befragt. Dies gibt dem Psychiater Einsicht, ob der Klient sich über seine Krankheit im klaren ist oder eben nicht.
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Krankheitsanamnese |
→ Die gesamte Krankheitsgeschichte des Patienten wird erörtert |
Nonverbale Mitteilungen |
Diese geben wichtige Hinweise auf die Persönlichkeit, das Krankheitsbild und Konflikte: → äußere Erscheinung (z.B. gepflegt oder ungepflegt) |
1.2 Körperliche internistische & neurologische Untersuchung
-> Ziel der körperlichen und neurologischen Untersuchung des Klienten ist es, körperliche Ursachen für die psychischen Erkrankungen auszuschließen. So kann beispielsweise eine Hypothyreose Auslöser für psychisch auffällige Verhaltensweisen sein.
1.2.1 Internistische Untersuchung
-> Folgende Bereiche werden untersucht, um internistische Ursachen für psychische Erkrankungen ausschließen zu können
- Allgemeinzustand, Ernährungszustand
- Inspektion der Körperoberfläche -> auf Verletzungen, Einstiche, Hygiene
- Vitalzeichen (Blutdruck, Puls, Atmung)
- Blutwerte
- Urin
- Elektrokardiogramm (EKG)
1.2.2 Neurologische Untersuchungen
-> Folgende Bereiche werden untersucht, um neurologische Ursachen für psychische Erkrankungen ausschließen zu können
- Elektroenzephalografie (EEG), Computertomographie (CT), Kernspin
- Sensibilitätsprüfungen
- Reflexprüfungen
- Liquordiagnostik
- Gefäßdarstellung
1.2.3 Testpsychologische Untersuchungen
- Mini-Mental-State Test -> Demenztest, bei dem 30 einfache Fragen zur Leistung des Gedächtnises gestellt werden
- Uhrentest
- Geriatrische Depressionsskala (GDS) -> Differenzierung Demenz <-> Depression
- Demtect -> einfaches und objektives Demenz-Screening-Verfahren. Dieser Test dient der Früherkennung einer Demenz. -> Differentialdiagnose: Demenz <-> Psychische Erkrankung?