Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
Defintion:
Die WHO spricht von Hypertonie, wenn eine dauerhafte und situationsunabhängige systolische Blutdruckerhöhung von über 140 mmHg, bzw eine diastolische Blutdruckerhöhung von über 90 mmHg vorliegt.
Krankheitsentstehung
Von den über 65-Jährigen Menschen leiden laut Schätzung 50-75 % an einer arteriellen Hypertonie. Bei älteren Menschen ist ein dauerhaft erhöhter Blutdruck der Auslöser für etwa ein Drittel aller Schlaganfälle und Herzerkrankungen.
Es wird zwischen Zwei Arten der Hypertonie unterschieden:
- Primäre (essenzielle) Hypertonie
- Sekundäre Hypertonie

Es gibt die primäre (essenzielle) und die sekundäre Form der Hypertonie!
Bei der primären (bzw. essenziellen) Hypertonie liegt keine Grunderkrankung vor, die Auslöser der Blutdruckerhöhung sein kann. Die Ursache für die vorliegende Hypertonie ist also unbekannt.
Sie entsteht hauptsächlich aufgrund eines jahrelang praktizierten Lebensstils, der durch folgendes Verhalten gekennzeichnet ist:
- Chronischer Nikotinmissbrauch (Nikotinabusus)
- Regelmäßiger und erhöhter Alkoholkonsum (Männer: mehr als 30 g / Tag; Frauen: mehr als 20 g / Tag). 20 Gramm Alkohol entsprechen einer Flasche Biet mit 5 Vol% Alkohol, bzw. 1/4 Liter Wein mit 10 Vol% Alkohol)
- Ernährung mit überwiegend tierischen Fetten
- Zu wenig körperlicher Betätigung
- Übermäßige Belastung durch sämtliche Stressfaktoren (Distress)
Bei den sekundären Hypertonieformen ist der Bluthochdruck die Folge einer anderen Grunderkrankungen. Diese Form macht etwa 10 % aller vorliegenden Hypertonien aus. Mögliche Grunderkrankungen, die eine Erhöhung des Blutdrucks zur Folge haben können, sind:
- Niere: Erkrankungen des Nierenparenchyms, bzw. der Nierengefäße
- Endokrin: Schilddrüsenüberfunktion
- Vaskulär: Aortenklappenstenose, Gefäßfehlbildungen
- Medikamenteneinnahme: z.B. Psychopharamaka, Glukokortikoide, Schilddrüsenhormone
- Neurogen: erhöhter Hirndruck, erhöhter Sympathikotonus
Stadien der WHO
- Stadium I: Es liegt eine Hypertonie vor, allerdings sind noch keine Organveränderungen erkennbar.
- Stadium II: z.B. Gefäßveränderungen der Netzhaut oder eine beginnende Linkzherzhypertrophie.
- Stadium III: Organschäden sind bereits eingetreten: z.B. Angina pectoris, Herzinfarkt, Schlaganfall, periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), Netzhautblutungen
Mögliche Symptome einer Hypertonie
Ein Großteil der Menschen, die an Hypertonie leiden, können beschwerdefrei durch ihr Leben gehen.
Sofern dennoch Beschwerden eintreten sollten, dann werde folgende Symptome am häufigsten genannt:
- Kopfschmerzen am Hinterkopf (insbesondere morgens! Wird der Oberkörper hoch gelagert, bessern sich die Beschwerden meist wieder).
- Ohrgeräusche
- Herzklopfen
- Nervosität
- Belastungsdyspnoe (Erschwerte Atmung bei Belastung)
Dignostik von Bluthochdruck
- Anamnese (Krankenvorgeschichte)
- Blutdruckmessungen (durch den Arzt oder Selbstmessungen, 24-Std-Messungen)
- Labor (z.B. Nierenwerte, Elektrolyte)
Um bereits bestehende Organschäden an Herz, Nieren und Gefäßen ausschließen zu können, kommen spezielle Untersuchungen zum Einsatz:
- Belastungs-EKG
- Exhokardiografie
- Nierensonografie
- Doppler der Hals. & Beinarterien
Bei der Spiegelung des Augenhintergrunds werden die dort verlaufenden Arterien beurteilt. Hierdurch können Rückschlüsse auf den Allgemeinen Gefäßzustand des Körpers gezogen werden.
Komplikationen aufgrund einer Hypertonie
Hypertensive Krise:
Bei der hypertensiven Krise handelt es sich um eine akute Entgleisung des Blutdrucks mit Blutdruckwertem von über 230/130 mmHg. Beim Betroffenen liegen jedoch keine Symptome vor!
Die Therapie erfolgt durch eine erneute Blutdruckkontrolle nach 30 Minuten. Sofern der Wert abermals über 200/110 mmHg liegt, wird eine Senkung des Blutdrucks empfohlen. Hierbei muss beachtet werden, dass bei einer zu schnellen Blutdrucksenkung eine Kollapsgefahr besteht. Im schlimmsten Fall kann gar ein Schlaganfall (Apoplex) die Folge sein.
Grund hierfür ist, dass es zu einer plötzlichen cerebralen Minderdurchblutung kommt.
Hypertensiver Notfall:
Die hypertensive Krise ist ein plötzlicher und massiver Anstieg der Blutdruckwerte auf Werte von 230/130 mmHg. Im Gegensatz zu der zuvor erwähnten hypertensiven Krise, treten beim Betroffenen jedoch Symptome ein, die schwerwiegende Folgen haben können.
Der Betroffene ist vital gefährdet durch:
- Hirnblutungen
- Cerebrale Krampfanfälle
- Netzhautblutungen
- Akute Linksherzinsuffizienz mit Lungenödem
- Herzinfarkt
In diesem Fall muss die Therapie so schnell wie möglich erfolgen, um langfristige Folgeschäden zu vermeiden!

Das Vorgehen von Dir, sofern ein hypertensiver Notfall vorliegt!
Spätkomplikationen einer chronischen Hypertonie

Das Schaubild zeigt Ihnen mögliche beeinträchtigte Organe und Folgeerkrankungen aufgrund einer lange bestehenden Hypertonie oder aufgrund extrem hohen Blutdruckwerten!
Allgemeine Maßnahmen, um Bluthochdruck entgegenzuwirken

Allgemeine Maßnahmen, die Sie durchführen können, um ihren Blutdruck zu senken und einer Hypertonie vorzubeugen!
Medikamentöse Behandlung von Hypertonie
Die medikamentöse Behandlung von Bluthochdruck erfolgt in der Regel im Rahmen einer Dauertherapie. Sie erfolgt über Jahre / Jahrzehnte und erstreckt sich gar oft über das ganze Leben!
Grundsätzlich erfolgt die Senkung des Blutdrucks durch die Ausscheidung von Wasser und Natrium. Dies geschieht durch einer Erweiterung der peripheren Gefäße und durch die Reduzierung der Herzkraft.
Die Behandlung von Bluthochdruck erfolgt mit Antihypertonika (Antihypertensiva). Hierbei ist folgendes zu beachten:
- Die Therapie erfolgt in mehreren Stufen. Sie beginnt als Monotherapie (meist mit einem Diuretikum)
- Die Senkung des Blutdrucks sollte langsam erfolgen. Ein zu niedriger Blutdruck birgt die Gefahr einer cerebralen Minderdurchblutung. Als Folge könnte ein Kollaps oder Schlaganfall eintreten.
- Die Therapie erfolgt unter Berücksichtigung der Begleiterkrankungen. Diese müssen Berücksichtigung finden, um Komplikationen zu vermeiden.

Die auf dieser Übersicht abgebildeten Medikamente kommen in der Praxis regelmäßig zum Einsatz, um einer Hypertonie entgegenzuwirken!
Bei der Behandlung der Hypertonie kommen insbesondere fünf Medikamente zum Einsatz. Sie alle haben einen unterschiedlichen Wirkmechanismus, haben letztlich aber immer das Ziel, den Blutdruck zu senken.
ACE-Hemmer (z.B. Enalapril)
Diese hemmen das Angiotensin-Converting-Enzym. Die Folge ist eine Verminderung des peripheren Widerstandes.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind u.a:
- Schwindel
- Hypotonie
- Synkopen (vorübergehender, selbst endender Bewusstseinsverlust infolge einer kurzzeitigen Minderversorgung des Gehirns mit Blut)
Mehr Informationen über ACE-Hemmer erhalten Sie über folgenden Link!
Diuretika (z.B. Torasemid)
Sie steigern den Harnfluss,
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind u.a:
- Hypokaliämie mit der Gefahr von Herzrhythmusstörungen
Mehr Informationen über Diuretika erhalten Sie über folgenden Link!
Beta-Blocker (z.B. Metoprolol)
Betablocker vermindern den Einfluss des Sympathikus auf die Herztätigkeit. Zudem vermindern sie die Herzkraft, durch die das Herzvolumen ausgeworfen wird.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind u.a:
- Erhöhter Blutdruckabfall, insbesondere beim Übergang vom Liegen zum Stehen -> Orthostase Probleme (Zu Beginn der Therapie mit Betablockern engmaschig den Blutdruck kontrollieren!)

Einige Beispiele für Betablocker
Mehr Informationen über Betablocker erhalten Sie über folgenden Link!
Angiotensin-II-Antagonisten (z.B. Losartan)

Beispiele für Angiotensin-II-Antagonisten (AT1-Blocker)
Diese Arzneistoffe hemmen die Wirkung von Angiotensin II
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind u.a:
- Hypotonie
- Schwindel
- Husten
Mehr Informationen über Angiotensin-II-Antagonisten erhalten Sie über folgenden Link!
Kalziumantagonisten (z.B. Nifedipin)
Sie erweitern die peripheren Blutgefäße und vermindern dadurch den Widerstand im Gefäßsystem.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind u.a.:
- Verstärkung einer Obstipation (Verstopfung) -> dies ist insbesondere bei älteren Menschen zu beobachten

Mehr Informationen über Kalziumantagonisten erhalten Sie über folgenden Link!
Pflege bei Bluthochdruck
Hinsichtlich von der Pflege von Menschen mit Hypertonie haben die Pflegekräfte den Betroffenen insbesondere darauf hinzuweisen, was im Abschnitt „Allgemeine Maßnahmen zur Behandlung von Hypertonie“ bereits angesprochen wurde. Hinzu kommen natürlich Fachkenntnisse bezüglich der Medikation und das richten / verabreichen von den Medikamenten!
Pflegerische Maßnahmen sind:
- Durchführung regelmäßiger Blutdruckkontrollen
- Förderung der körperlichen Aktivität
- Reduzierung von Übergewicht
- Aufklärung der Betroffenen hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen Bluthochdruck und Alkoholkonsum / Rauchen
- Information der Betroffenen bezüglich der Wichtigkeit der Einnahme der Medikamente. Das Vergessen der Medikation kann schwerwiegende Folgen haben (z.B. bei Betablockern kann es zu einem Rebound-Effekt kommen. Dies ist eine überschießende Gegenreaktion des Körpers. die bei einem abrupten Absetzen eines Medikaments eintritt)
- Beobachtung des Betroffenen auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen