Analgetika (Schmerzmittel)
Definition:
Analgetika (Schmerzmittel) sind Wirkstoffe, die schmerzlindernd oder -stillend wirken.
Die Therapie von Schmerzen ist davon abhängig, welche Art von Schmerz vorliegt und wie das Therapieziel aussieht. Für die Wahl der richtigen Schmerzmittel ist es also zunächst wichtig herauszufinden, an welcher der folgenden Art von Schmerzen er leidet:
- Neuropathischer Schmerz.
- Nozizeptiver Schmerz.
- Akuter Schmerz.
- Chronischer Schmerz.
- Psychogener Schmerz.
- Gemischter Schmerz.
- Attackenschmerz
Abhängig von der Art des Schmerzes und dem Therapieziel begründet sich auch die Auswahl auf ein bestimmtes Schmerzmittel. Diese unterscheiden sich nämlich in ihrer Wirksamkeit, Wirkdauer, dem Wirkmechanismus und der Art der Applikation (Verabreichung, z.B. als Tablette, Tropfen..).
Therapie von akuten Schmerzen
Schwerste Akutschmerzen gehen oft mit vegetative Symptomen einher, z.B. Schwitzen, Tachykardie und Hypertonie. Sie müssen sofort behandelt werden, bestenfalls noch während der Diagnostik.
Die Therapie von postoperativen Schmerzen beginnt bereits während der Narkose. Nach der Operation wird die Schmerztherapie auch auf Station und falls nötig auch nach der Entlassung noch weitergeführt, bis der Patient frei von Schmerzen ist.
In den meisten Fällen lassen postoperative Schmerzen nach ca. drei Tagen nach. Durch eine wirksame Analgesie (Gabe von Schmerzmitteln) kann die Heilung beschleunigt und eine Chronifizierung verhindert werden.
Nach kleineren Operationen, z.B. die Entfernung des Blinddarms oder einer Kniespiegelung, reicht in der Regel eine Therapie mit Nichtopioiden aus. Zu der Gruppe der Nichtopioide zählen unter anderem…
- Ibuprofen (z.B. Ibuflam®)
- Paracetamol (z.B. ben-u-ron®)
- Metamizol (z.B. Novalgin®)
Sofern der Klient an stärkeren Schmerzen leidet, so werden Opioide eingesetzt. Zu den Opioden zählen unter anderem…
- Morphin
- Tilidin
- Fentanyl
Später erfolgt eine ausführlichere Erklärung, sowohl bezüglich der Opioide, als auch der Nicht-Opioide!
Ziel einer Schmerztherapie mit Schmerzmitteln
Das Hauptziel einer jeden Schmerztherapie ist es, dass Eintreten von (erneuten) Schmerzen zu vermeiden. Hierzu muss die nächste Dosis an Schmerzmitteln vorzeitig verabreicht werden, man spricht dabei vom „Prinzip der zeitlich konstanten Dosierung“. Ziel dieses Prinzips ist es, einen konstanten Blutspiegel des Wirkstoffes aufrechtzuerhalten, um Schmerzen prophylaktisch entgegenzuwirken.
Für die Klienten ist es angenehm, Analgetika großzügig verabreicht zu bekommen und zwar, wie bereits erwähnt, zu einem Zeitpunkt, bevor erneute Schmerzen auftreten. Im Falle von Operationen bedeutet dies, dass die Schmerztherapie bereits ~ 30 Minuten vor Operationsende beginnt.
Aufgrund des schnellen Wirkungseintritts findet in der frühen postoperativen Phase und bei der Therapie schwerster Akutschmerzen die intravenöse Applikation über eine Venenverweilkanüle Anwendung. Sofern diese nicht möglich sein sollte, kann auch die subkutane Verabreichung des Schmerzmittel erfolgen, wobei der Wirkungseintritt hier etwas verzögert stattfindet.
Sofern dem Klienten ein Periduralkatheter (PDK) gelegt wurde, können die Lokalanästhetika und Opioide durch diesen rückenmarksnah appliziert werden. Die wichtigste Wirkung ist die Ausschaltung des Schmerzes
in den Beinen, im Rücken und / oder im Becken. Die Medikamente wandern durch das Gewebe zum Rückenmark
und landen letztlich bei den Nervenwurzeln.

Die Frau erhält Anästhetika über einen Periduralkatheter verabreicht!

Eine Schmerzpumpe, über die sich der Patient selbständig kleinere Dosen Analgetika verabreichen kann. Quelle: Wikipedia | Urheber: DiverDave | Lizenz: (CC BY-SA 3.0)
Die patientenkontrollierte Analgesie hat sich bewährt
Die derzeit effektivste Form der postoperativen Schmerztherapie ist die sogenannte patientenkontrollierte Analgesie (PCA). Der Patient trägt hierbei eine Infusionspumpe (Schmerzpumpe), die an einen intravenösen Zugang angeschlossen ist. Er kann sich hierbei per Knopfdruck selbständig kleine Dosen an Opioid verabreichen, bis sein individueller Bedarf erreicht und er (hoffentlich) schmerzfrei ist.
Um eine Überdosierung mit Schmerzmitteln zu vermeiden, wird zu Beginn der Therapie einprogrammiert, wie groß die verabreichte Dosis pro Knopfdruck ist und in welchem Zeitintervall er sich sich eine Dosis verabreichen kann (Sperrintervall). Sofern die Zeit bis zur nächsten Dosis noch nicht abgelaufen ist und der Patient auf den Knopf drückt, geschieht nichts.
Therapie von chronischen Schmerzen
Die WHO (World Health Organisation; Weltgesundheitsorganisation) schreibt folgende Grundsätze zur Behandlung von chronischen Schmerzen vor:
- Die Schmerztherapie sollte vorbeugend und nach festem Zeitplan erfolgen. Ziel hiervon ist es, dass der Blutspiegel des Wirkstoffes hoch genug bleibt, sodass keine erneuten Schmerzen eintreten. Wird die Medikation nach Bedarf verabreicht, kommt es immer vor, dass der Blutspiegel unter die schmerzlindernde Schwelle absinkt. So entsteht eine psychische Abhängigkeit nach dem dem Analgetikum. Ein fester Zeitplan kann hierbei Abhilfe schaffen!
- Wenn möglich, soll die Therapie peroral mit retardierten Tabletten erfolgen. Hierdurch soll die Unabhängigkeit des Patienten gefördert werden. Als Alternative kommen transdermale Applikationen (z.B. Fentanyl-Pflaster) zum Einsatz.
- Die Therapie sollte nach festem Stufenschema durchgeführt werden. Dies ermöglicht die permanente Anpassung der Schmerztherapie an den individuellen Krankheitsverlauf
- Jede Schmerztherapie sollte individuell an den Patienten angepasst werden. Jeder Mensch empfindet Schmerz anders (Schmerzempfinden) und Krankheitsverläufe verlaufen ebenfalls individuell. Starre Dosierungen nach Schema sind daher Fehl am Platze!
Stufenplan – Die Therapie chronischer Schmerzen
Eine Richtlinie zur Behandlung von chronischen Schmerzen nach Stufenplan wird von der WHO bereitgestellt. Dieser besteht aus insgesamt drei Stufen.
Auf der I. Stufe werden leichte Schmerzen mit nichtopioiden Analgetika (Ibuprofen, Paracetamol, Novaminsulfon) behandelt.
Sollten diese nicht ausreichen, um die Schmerzen zu bekämpfen, werden auf der II. Stufe nichtopioide Analgetika mit schwachen Opioiden (Tilidin, Tramadol) kombiniert.
Sofern der Klient immer noch Schmerzen hat, werden auf der III. Stufe starke Opioide (Oxycodon, Fentanyl, Hydromorphon) mit den nichtopioiden Analgetika kombiniert.
Eine Kombination von schwachen und starken Opioiden (z.B. Tilidin + Hydromorphon) ist nicht sinnvoll. Stattdessen sollte versucht werden, die Dosis des starken Opioids zu erhöhen (10 mg Oxycodon, statt zuvor 5 mg).
Ein Beispiel zur Behandlung von Schmerzen nach Stufenplan
- I. Stufe: Der Patient Max leidet an Knieschmerzen. Er bekommt vom Arzt das 500 mg Novaminsulfon verschrieben (3 mal täglich). Es handelt sich um ein Schmerzmittel der Stufe I.
- II. Stufe: Max bekommt die Medikation nun seit drei Tagen verabreicht. Er leidet jedoch noch immer unter Schmerzen. Der Arzt verschreibt ihm nun zusätzlich 50 mg Tilidin (2 mal täglich). Max erhält nun täglich 3 x 500 mg Novaminsulfon + 2 x 50 mg Tilidin. Bei Tilidin handelt es sich um ein Schmerzmittel der Stufe II.
- III. Stufe: Nach einer Woche geht Max erneut zum Arzt, da die Schmerzen noch vorhanden sind. Gemäß dem Stufenschema setzt der Arzt das Tilidin ab. Für dieses setzt er nun 5 mg Oxycodon an (ebenfalls 2 mal täglich). Max bekommt nun täglich 3 x 500 mg Novaminsulfon und 2 x 5 mg Oxycodon verabreicht. Oxycodon ist ein Schmerzmittel der Stufe III.
- III. Stufe: Eine Woche später geht Max wieder zum Arzt, da die Schmerzen weiterhin bestehen. Der Arzt erhöht die Dosis von Oxycodon von 5 mg auf 10 mg. Eine Kombination von Oxycodon (starkes Opioid) + Tilidin (schwaches Opioid) wäre hier nicht sinnvoll. Daher entscheidet er sich dafür, die Dosierung des starken Opioids Oxycodon zu erhöhen.
Therapie mit Koanalgetika
Zusätzlich zu der Verabreichung der bisher genannten Schmerzmittel, können bei der Therapie von chronischen Schmerzen auch Koanalgetika zum Einsatz kommen. Hierbei handelt es sich um Arzneistoffe, die bestimmte Schmerzqualitäten beeinflussen können, obwohl sie keine direkte analgetische Wirkung besitzen.
Zu den Koanalgetika zählen…
- Trizyklische Antipressiva, z.B. Amitriptylin: Die Dosierung zur Behandlung von Schmerzqualitäten ist weitaus geringer, als bei der Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen (10-50 %). Sie beeinflussen insbesondere neuropathische Schmerzen positiv.
- Glukokortikoide, z.B. Dexamethason: Sie haben insbesondere eine antiphlogistische (entzündungshemmende) Wirkung. Zudem wirken sie stimmungsaufhellend und appetitsteigernd, wovon vor allem tumorkranke Klienten profitieren können.
- Antiepileptika, z.B. Carbamazepin, Pregabalin: Diese haben sich als besonders wirksam bei Neuralgien, Neuropathien und Phantomschmerzen beweisen können
Nichtopioid-Analgetika
Nichtopioide Analgetika werden von Opioiden abgegrenzt, da sie unterschiedliche Wirkmechanismen besitzen. Dies hat zur Folge, dass sich unterschiedliche erwünschte und unerwünschte Wirkungen ergeben,
Die nichtopioiden Analgetika wirken überwiegend peripher. Teilweise wirken sie auch zentral, dann binden sie jedoch nicht an Opioidrezeptoren! Sie wirken..
- Analgetisch (schmerzdämpfend)
- Antiphlogistisch (entzündungshemmend)
- Antipyretisch (fiebersenkend)
Des weiteren kann man sie einteilen in…
- Nichtsteroidale Antiphlogistika (nichtsteroidale Antirheumatika, NSAR) -> Ibuprofen, Diclofenac
- Nichtsauere antipyretische Substanzen -> Paracetamol
- Phenazone -> Metamizol und Propyphenazon

Antipyretisch wirkende Substanzen wie Paracetamol wirken besonders gut gegen Fieber!
NSAR – Nichtsteroidale Antirheumatika

NSAR wirken danke Hemmung der Prostaglandinbildung ausgezeichnet bei entzündlichen Prozessen im Körper.
Prostaglandine haben aber noch zahlreiche weitere Aufgaben im menschlichen Körper. So zählen sie beispielsweise zu den protektiven Faktoren, welche die Magenschleimhaut vor Schädigungen durch die aggressive Magensäure schützen. Hierdurch lassen sich auch ein Großteil der erwünschten und unerwünschten Wirkungen erklären. Durch die Hemmung der Prostaglandinbildung fehlen diese Hormone, um die Magenschleimhaut zu schützen. Es kommt zu Blutungen und Geschwüren im Magen-Darm-Trakt.
Die NSAR-Schmerzmittel wirken hauptsächlich gegen Schmerzen, welche auf entzündliche Geschehen zurückzuführen sind. Dabei spielt es keine Rolle, was die Entzündung ausgelöst hat, z.B. Bakterien bei Zahnschmerzen, Harnsäurekristalle bei Gicht oder UV-Strahlen bei einem Sonnenbrand.
Es handelt sich bei den NSAR um schwach saure Arzneistoffe, weshalb sie gut im entzündeten Gewebe angereichert werden können. Bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises (Gattungsbegriff für teilweise sehr unterschiedliche Krankheiten, deren gemeinsames Kennzeichen schubweise Schmerzen und Funktionsstörungen des Bewegungsapparates sind) sind sie das Mittel der Wahl. Sie kommen jedoch auch bei Wunden oder Knochenmetastasen Einsatz, da auch sie oftmals von entzündlichen Reaktionen umgeben sind.
Acetylsalicylsäure (Aspirin, ASS)
Aspirin® ist eines der ältesten modernen Medikamente und hat sich bei der Bekämpfung der Schmerzen bewährt. Es leitet sich von der Salicylsäure ab, einem chemischen Stoff mit antipyretischer und analgetischer Wirkung.
Bezüglich des Wirkmechasnismus und Wirkprofils ist ASS mit den NSAR vergleichbar, jedoch treten bei Aspirin deutlich häufiger unerwünschte Beschwerden auf den Magen auf.
Außerdem hemmt ASS irreversibel (nicht umkehrbar) die Thrombozytenaggregation (Zusammenlagern bzw. die Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozyten)). Die Folge ist eine verlängerte Blutungsdauer. Dieser Effekt kann sich therapeutisch zu Nutze gemacht werden, z.B. als Reinfarktprophylaxe. Um diesen Effekt zu erzielen, genügen oftmals Mengen von 100 mg täglich.

Aspirin dient als Schmerzmittel. Niedrig dosiertes Aspirin dient aber auch der Reinfarktprophylaxe, soll also einem erneuten Herzinfarkt vorbeugen.
Indikationen von NSAR und ASS
Wirkstoff | Handelspräparate | Indikationen |
---|---|---|
Ibuprofen | Aktren®, Ibuflam®, Dolormin® | Schmerzen, Fieber, Rheuma, Gicht |
ASS | Aspirin®, Acesal®, Alka-Seltzer® | Schmerzen, Fieber, Rheuma, Herzinfarktprophylaxe |
Diclofenac | Voltaren®, Diclac® | Schmerzen, Rheuma, Entzündungen, Gicht |
Indometacin | Indomet® Ratiopharm | Rheuma, postthraumatische Schmerzen & Entzündungen |
Piroxicam | Pirox CT® | Rheuma, postthraumatische Schmerzen |
Paracetamol
Paracetamol (ben-u-ron®) befindet sich schon sehr lange im Handel, der genaue Wirkmechanismus ist jedoch immer noch nicht vollständig geklärt. Die Wirkung erfolgt überwiegend zentral (ZNS), jedoch nicht über Opioid-Rezeptoren. Die Verträglichkeit von Paracteamol ist ausgezeichnet. Insbesondere für Säuglinge und Kinder, sowie Schwangere und stillende Mütter, ist es das Analgetikum der ersten Wahl!
Paracetamol besitzt analgetische (schmerzlindernde) und antipyretische (fiebersenkende) Eigenschaften. Antiphlogistische (entzündungshemmende) Eigenschaften besitzt es hingegen NICHT! Daher kommt es bei mäßigen, nichtviszeralen (viszeral = die Eingeweide betreffend) Schmerzen zum Einsatz. Wird Paracetamol als Kurzinfusion eingesetzt, so wirkt es auch gut gegen stärkere Schmerzen.
Phenazone
Neben einer analgetischen Wirkung, besitzen die Phenazone auch eine gute antipyretische und spasmolytische (krampflösende) Wirkungskomponente. Wirkstoffe der Phenazone sind unter anderem:
- Metamizol (Novaminsulfon, Novalgin®, Analgin®)
- Propyphenazon (Demex®)
Im großen und ganzen haben Phenazone eine gute Verträglichkeit. Doch gerade Metamizol löst häufiger als andere Analgetika schwere immunogene Erkrankungen aus. Ein Beispiel hierfür stellt die Agranoluzytose dar (1 Betroffener / 20.000 Behandelter). Bei der Agranulozytose handelt es sich um eine starke Verminderung der Granulozyten, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Ein weiteres Beispiel stellen Schockreaktionen dar (v.a. bei parenteraler Applikation). Die Indikationen von Metamizol bleiben daher auf starke Schmerzen nach Operationen, Verletzungen, Koliken, Tumorschmerzen und hohes Fieber beschränkt.
COX-2-Hemmer
Bei den COX-2-Hemmern handelt es sich um nichtsteroidale Antiphlogistika mit verringerter Rate von unerwünschten Wirkungen im Gastointestinaltrakt.
Das Enzym Zyklooxygenase haben wir vorhin bereits angesprochen. Dieses ist an der Bildung von Prostaglandinen beteiligt. Die gesamte Medikamentengruppe der NSAR beruht auf der Hemmung dieses Enzyms und infolge der verminderten Bildung von Prostaglandinen, wird die Auslösung von Schmerzen verhindert / vermindert.
Zyklooxygenase liegt im menschlichen Körper in zwei Formen vor (COX-1 & COX-2). Lediglich die Zyklooxygenase-2 (COX-2) spielt bei der Prostaglandinbildung im entzündeten Gewebe eine entscheidende Rolle. COX-1 hingegen ist in der Magenschleimhaut und zahlreichen anderen gesunden Geweben aktiv, wo Prostaglandine wichtige Aufgaben bezüglich der Stoffwechselregulation erfüllen. Es handelt sich dabei um ein physiologisch unverzichtbares Enzym!
Die bisher genannten Schmerzmittel der NSAR hemmen beide Formen der Zyklooxygenase, COX-1 und Cox-2. Medikamente der COX-2-Hemmer hingegen inaktivieren selektiv ausschließlich die im Entzündungsgewebe vorliegenden Formen des Enzyms (COX-2). Die Folge ist eine verringerte Gefahr von gastointestinalen Beschwerden.
Produkte der COX-2-Hemmer, die sich bisher auf dem markt befinden, sind:
- Etoricoxib (Arcoxia®)
- Celecoxib (Celebrex®)
- Parecoxib (Dynastat®)
Kombinationspräparate – NSAR
Es ist noch nicht geklärt, ob analgetische Kombinationspräparate (z.B. Neuralgin®, Titralgan®) ein größeres Gefährungspotenzial darstellen (insbesondere hinsichtlich Nierenschädigungen), als herkömmliche NSAR, mit nur einem Wirkstoff.
Insbesondere die Kombination von ASS / Paracetmol mit Koffein steht in der Kritik. Unbestritten ist hierbei jedoch auch, dass die analgetische Wirkung um das 1,4 – 1,6-fache erhöht wird. Bei Spannungskopfschmerz empfiehlt die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) eine Kombination aus Paracetamol, ASS und Koffein. Bei stärkeren Schmerzen ist auch die Kombination mit Codein günstig, da Codein die Wirkung der Nichtopioid-Analgetika verstärkt.
Zu beachten ist bei solchen Kombinationspräparaten, dass es ein weitaus größeres Spektrum an unerwünschten Nebenwirkungen gibt! Es besteht die Möglichkeit, die Häufigkeit von unerwünschten Wirkungen zu reduzieren, indem die Dosis der einzelnen Wirkstoffe verringert wird. Logischerweise resultiert daraus auch eine reduzierte analgetische Wirkung.
Anwendung von nichtopioiden Schmerzmitteln in der Pflege
Die Anwendung von Nichtopioid-Analgetika erfolgt hauptsächlich peroral (durch den Mund), bei Kleinkindern oder Beschwerden des Magen-Darm-Trakt auch rektal (mittels Suppositorium; Zäpfchen). Bei bestimmten Indikationen, z.B. Morbus Bechterew, haben sich Suppositorien ebenfalls als äußerst effektiv erwiesen.
Für die perorale Applikation stehen zur Verfügung:
- Tabletten
- Kapseln
- Dragees
- Kautabletten
- Brausetabletten
- Granulate
- TTS (Transdermale therapeutische Systeme; Pflaster) -> z.B. Diclofenac
Bei Patienten, die einen empfindlichen Magen haben, sollte die Verabreichung von magenreizenden Wirkstoffen, z.B. NSAR, ASS, nach dem Essen erfolgen. Außerdem ist zu beachten, dass nüchtern (30-60 Minuten vor dem Essen) verabreichte Schmerzmittel schneller wirken.
Unerwünschte Nebenwirkungen von NSAR und ASS
Bei der Anwendung von NSAR achten Pflegekräfte auf Gegenanzeigen und unerwünschte Arzneimittelwirkungen, insbesondere hinsichtlich des Magens, Bronchialtraktes (v.a. bei ASS) und der Blutgerinnung.
In etwa 6 % der Fälle ist mit solchen Nebenwirkungen zu rechnen, wobei knapp die Hälfte davon den Magen betreffen. Doch auch bei der Applikation unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes (Parenteral), z.B. bei der Gabe als Zäpfchen oder magensaftresistenter Zubereitung, können unerwünschte Wirkungen eintreten. Grund hierfür ist die systemische Wirkung und die damit verbundene Hemmung der Prostaglandinsynthese.
Bei der mehrtägigen Einnahme von ASS entstehen in 100 % der Fälle endoskopisch nachweisbare Läsionen (Schädigungen) der Magenmukosa mit Mikroblutungen. Findet nur eine kurzfristige Anwendung statt, so sind diese Schädigungen für den betroffenen meist schmerzlos, ungefährlich und nur von kurzer Dauer. Bei einer Dauertherapie kann es jedoch zu Duodenal- & Magenulzera kommen, bzw. können bereits bestehende Ulzera verstärkt werden. Es besteht dabei die Gefahr einer Perforation.
Auch die Atemwege können von unerwünschten Nebenwirkungen betroffen sein. Auch kleine Dosen können bei empfindlichen Klienten Bronchospasmen (Verkrampfen der Muskeln, welche die Atemwege umspannen) auslösen. Mögliche Symptome dabei sind leichte Atembeschwerden, bis hin zur asthmatischen Dyspnoe (Aspirin-Asthma).
Magenschützende Präparate:
Sofern eine Dauertherapie mit NSAR stattfindet, muss an die Verschreibung von magenschützenden Präparaten gedacht werden. Zu diesen Medikamenten zählen beispielsweise Protonenpumpenhemmer wie „Pantoprazol“. Diese Mittel hemmen die Produktion von Magensäure.
Unerwünschte Nebenwirkungen von Paracetamol
Allgemein ist Paracetamol ein sehr verträglicher Arzneistoff. Pflegekräfte sollten jedoch darauf achten, dass die vorgegebene Maximaldosierung nicht überschritten wird. Diese beträgt Einzeldosen von 6-8 Gramm. Sollte diese Menge überschritten werden, kann es zu toxischen Leberzellnekrosen (Absterben (Nekrose) von einer oder mehreren Leberzellen (Hepatozyten)) kommen! Hierbei sind vor allem Kinder gefährdet. Ihnen wird Paracetamol oft aufgrund der ausgezeichneten Wirkung gegen Fieber verabreicht.
Die Toxizität (Giftigkeit) ist bei vorgeschädigter Leber, z.B. aufgrund von chronischem Alkoholkonsum, uns bei der Einnahme von leberschädigenden Arzneistoffen gesteigert..
Paracetamolintoxikation:
Eine der häufigsten Arzneimittelintoxikationen ist die Paracetamolintoxikation. Wird diese nicht rechtzeitig erkrankt und behandelt, dann kommt es nach mehreren Stunden / Tagen zu einem irreversiblen Leberzerfallkoma, dass tödlich verläuft. Zu den Symptomen, die in vier Stadien auftreten, zählen Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Abdominalbereich. Nierenversagen und eine Pankreatitis können ebenfalls auftreten, manchmal sogar ohne ein Leberversagen. Typischerweise kommt es nach 5 Tagen entweder zu einer Erholung des Leberschadens, oder diese geht in ein Multiorganversagen über, das mit dem Tod enden kann!
Unerwünschte Nebenwirkungen von Phenazonen
Sofern eine längerfristige Anwendung von Phenazonen (z.B. Novalgin®) geplant ist, sollten Blutbildkontrollen durchgeführt werden.
Eine große Gefahr stellt die Agranulozytose dar. Bei der Agranulozytose handelt es sich um eine starke Verminderung der Granulozyten, einer Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Sie ist recht selten und kommt bei etwa einem von 20.000 behandelten Patienten vor. Die Agranulozytose ist oftmals schwer zu erkennen, da die Frühsymptome davon häufig identisch mit den Symptomen der Krankheitszustände sind, weswegen die Patienten die Phenazone eigentlich verabreicht bekommen.
Symptome der Agranulozytose sind Fieber, Schüttelfrost, Krankheitsgefühl, eine Mandelentzündung, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden sowie Läsionen und Blutungen der Mund-, Nasen-, Rachen-, Genital- oder Analschleimhaut.
Pflegekräfte achten daher darauf, ob während der Therapie mit Phenazonen das Fieber der Klienten ansteigt oder Halsschmerzen auftreten. Sollten diese Symptome auftreten, muss ein Arzt informiert werden. Das verabreichte Analgetikum muss zunächst pausiert werden!
Opioid-Analgetika
Morphin ist der älteste Vertreter der Opioide. Es ist ein natürlicher Bestandteil des Opiums, wobei es sich um den getrockneten Milchsaft des Schlafmohns handelt. Neben diesem natürlichen Opiumalkaloid, gibt es inzwischen zahlreiche halbsynthetisch veränderte Derivate (chemische Verbindung, die aus einer anderen entstanden ist) des Morphins und auch Opioide, die vollständig synthetisch hergestellt werden. Das Wirkprinzip sämtlicher Opioide ist gleich, sie unterscheiden sich lediglich in ihrer Wirkintensität!
Der Wirkmechanismus von Opioiden
Unmittelbar nach einer schweren Verletzung nehmen Menschen häufig keine Schmerzen wahr. Dies liegt daran, dass der Körper eigenes schmerzhemmendes System besitzt, welches in solchen Situationen aktiviert wird. Die Schmerzleitung ins Gehirn wird blockiert, insbesondere auf der Ebene des Rückenmarks und des Stammhirns.
Vom Organismus werden hierbei körpereigene Stoffe ausgeschüttet (Endorphine & Enkephaline). Sie binden im zentralen Nervensystem an Opioidrezeptoren. Auf diese Weise unterdrücken sie die Weiterleitung und Verarbeitung von Schmerzimpulsen.
Es gibt auch körperfremde Substanzen, die dazu in der Lage sind, diese Opioidrezeptoren zu erregen. Hierdurch wird ebenfalls eine schmerzhemmende Wirkung erzielt, die in der Regel auch länger anhält, als diejenigen der körpereigenen Stoffe. Das Morphin ist der bekannteste Vertreter der körperfremden Substanzen. Verschiedene natürlich und synthetische Substanzen, die dem Morphin ähneln, bilden die Gruppe der Opioide – ein mächtiges Arsenal hochpotenter Schmerzmittel!
Das jeweilige Krankheitsbild spielt bei der Entscheidung eine wichtige Rolle
Umgangssprachlich wird oftmals zwischen „schwachen“ und „starken“ Analgetika unterschieden. Tatsächlich werden viele Opioide überwiegend bei starken Schmerzen eingesetzt. Es ist allerdings auch vom jeweiligen Krankheitsbild abhängig, ob Opioide- oder Nichtopioide- Schmerzmittel eingesetzt werden. Beispielsweise wirken die zuvor besprochenen NSAR bei zahlreichen Krankheiten besser, als Opioide, obwohl die Opioide „eigentlich“ stärker sind.
Opioide lindern die nachfolgenden Schmerzarten nur unzureichend:
- Neurogene Schmerzen
- Phantomschmerzen
- Muskelschmerzen, die durch Krämpfe und Verspannungen entstehen
- Schmerzen durch Knochenmetastasen
Vorsicht vor der Atemdepression bei der Therapie mit Opioiden!
Eine der schwerwiegendsten Begleiterscheinungen der Opioidtherapie ist die Atemdepression. Selbst wenn Opioide in therapeutischer Dosierung eingenommen werden, sinkt die Ansprechbarkeit des Atemzentrums auf den Kohlendioxidgehalt des Blutes. Je höher die Dosis gesteigert wird, desto größer fällt letztlich das Atemdefizit aus. Das gefährliche bei der Einnahme von Opioiden besteht darin, dass gleichzeitig das Gefühl der Atemnot unterdrückt wird. In der Praxis lässt sich dabei feststellen, dass die Patienten nach Aufforderung zwar durchatmen (Kommandoatmung), wenn sie jedoch in Ruhe gelassen werden, „vergessen“ sie zu atmen. Eine gefährliche Atemdepression tritt in der Regel erst nach der 4-5-fachen der normalen therapeutischen Dosierung ein. Dieser Gefahr kann also durch eine vorsichtige Dosierung entgegnet werden.
Durch die Einnahme von Opioiden wird die Magen-Darm-Bewegung reduziert und der Muskeltonus im Gastrointestinaltrakt erhöht. Die Folge hiervon ist eine spastische Obstipation, an der 90-100 % der Behandelten leiden. Zur Therapie mit Opioiden-Schmerzmitteln gehört daher auch im die Gabe von Laxanzien (Abführmitteln) dazu.
Wirkungsstärke und Wirksamkeit von Opioiden
Die verschiedenen Opioide unterscheiden sich in ihrer Wirkungsstärke und Wirksamkeit.
Wirkungsstärke: Maß für die Dosis, die erforderlich ist, um eine bestimmte Wirkung zu erreichen. Je größer die Wirkungsstärke, desto geringer die notwendige Dosis!
Wirksamkeit: Bei höchstmöglicher Dosierung maximal erreichbarer Effekt.
Die Zahlenwerte bezüglich der Wirkungsstärke der verschiedenen Opioide erlaubt zwar eine Dosisumrechnung, sofern das Opioid gewechselt werden muss, jedoch sagt dieser Wert nichts über die maximal erreichbare Schmerzlinderung aus.
Beispielsweise hat Morphin eine geringere Wirkungsstärke als Buprenorphin. Morphin hingegen besitzt eine deutlich höhere Wirksamkeit als Buprenorphin!
Die Wirkung von Morphin kann durch eine Erhöhung der Dosis quasi unbegrenzt steigern lassen. Nach einer Gewöhnungsphase sind die Patienten auch bei Dosen von über 1 Gramm in ihrem Alltag nicht eingeschränkt. Unter gewissen Vorsichtsmaßnahmen ist selbst Autofahren möglich.
Bei Buprenorphin ist die unbegrenzte Steigerung der Dosis hingegen nicht möglich. Dieses Schmerzmittel besitzt nämlich einen sogenannten „Ceiling-Effekt“. Ab einer bestimmten Dosierung nehmen zwar die unerwünschten Arzneiwirkungen weiterhin zu, der analgetische Effekt jedoch wird nicht weiter zunehmen.
Indikationen zur Gabe von Opioiden
Opioide – Wirkungs- & Nebenwirkungsspektrum
Wirkstoff | Handelspräparate | Wirkdauer | Besonderheiten |
---|---|---|---|
Morphin | MST, MSI, Sevredol® | Abhängig von der Applikationsform, z.B. Retardtabletten | Eignet sich zur Langzeitanwendung bei Tumorschmerzen und allgemein starken Schmerzformen; Die Wirksamkeit lässt sich durch Dosiserhöhung nahezu unbegrenzt steigern! |
Tilidin | Valoron® | 3-5 Stunden; bei retardierten Zubereitungen länger! | Schwaches Opioid, das stets mit Naloxon kombiniert wird, um einen Missbrauch zu vermeiden; Es kommt bei starken akuten oder chronischen Schmerzen zum Einsatz! |
Fentanyl | Durogesic® | Schneller Wirkungseintritt und recht kurze Wirkdauer; TTS (Pflaster) besitztn eine längere Wirkdauer! | Chronische Schmerzen, Tumorschmerzen, operativ und zur Neuroleptanalgesie |
Sufentanil, Alfentanil, Remifentanyl | Sufenta®, Rapifen®, Ultiva® | Schnellster Wirkungseintritt, Höchste Wirkungsstärke; kürzeste Wirkdauer (< 10 Minuten) | Dies sind die Standardmedikamente, die intraoperativ, im Rahmen einer Narkose, Anwendung finden! |
Piritramid | Dipidolor® | Wirkdauer: 4-6 Stunden | Ausgezeichnet für die postoperative Schmerztherapie; Beeinträchtigung der Kreislaufstabilität; Geringe emetische Wirkung! |
Pethidin | Dolantin® | Wirkdauer: 2-3 Stunden; relativ kurze Wirkdauer! | Schneller Wirkungseintritt; Wird bevorzugt bei Kolikschmerzen und in der Geburtshilfe angewandt; gut für schmerzhaft diagnostische Eingriffe! |
Opioide finden bei starken bis stärksten Schmerzen regelmäßig Anwendung. Sie sind dann die einzigen Arzneistoffe, die eine ausreichend Analgesie vermitteln können.
Schmerzarten, bei denen Opioide eine gute Schmerzlinderung zeigen, sind:
- Postoperative Schmerzen
- Tumorschmerzen
- Schmerzen mit traumatischer Ursache
- Schmerzen aufgrund von Ischämien (Minderdurchblutungen)
Nachfolgende Schmerzarten können Opioide nur unzureichend lindern:
- Neurogene Schmerzen
- Phantomschmerzen
- Muskelschmerzen, die durch Krämpfe und Verspannungen entstehen
- Schmerzen durch Knochenmetastasen
Welches der zahlreichen Opioide zum Einsatz kommt, hängt von der Schnelligkeit des Wirkungseintritts, der Wirkungsdauer und auch den Besonderheiten bezüglich des individuellen Wirkungs- & Nebenwirkungsspektrums der jeweiligen Substanz ab.
Opioide in der Pflege
Für eine optimale Behandlung der Schmerzen mit Opioiden können sämtliche Applikationswege genutzt werden.
- Subkutane Injektion
- Intravenöse Injektion
- Suppositorien
- Fentanylhaltiger Stick
- Periduralkatheter
Behandlung akuter Schmerzen – Opioide Schmerzmittel
Sofern starke akute Schmerzen vorliegen, ist der Einsatz von rasch wirkenden Arzneiformen notwendig. Bevorzugt sollten hierbei parenterale Applikationswege angewandt werden, wobei die subkutane Analgetikagabe bevorzugt wird.
Den schnellsten Wirkeintritt garantiert die intravenöse Injektion, sie kommt bei schwersten Akutschmerzen zum Einsatz. Aufgrund der raschen Anflutung der Arzneistoffe im Körper, kann es bei dieser Applikationsform jedoch schnell zu einer Atemdepression kommen. Auch die Gabe von Suppositorien hat sich in der Praxis bewährt.
Sofern ein Patient an Durchbruchschmerzen (eskalierte Schmerzepisoden, die im Rahmen einer Krankheit anfallsartig und mit höchster Intensität auftreten können) leidet, kommt ein fentanylhaltiger Stick in Frage (Actiq®). Bei diesem Stick ist der Wirkstoff in eine Zuckermatrix eingearbeitet. Der Stick wird an der Wangenschleimhaut hin und her bewegt, wodurch eine rasche Resorption und daher auch eine schnelle Schmerzlinderung erzielt werden kann.
Bei sehr stark Schmerzen kommt zudem ein Periduralkatheter in Frage. Bei diesem werden die Opioide in den Epiduralraum, also zwischen die Knochenhaut des Wirbelkanals und der „Dura mater spinalis“ injiziert. Die ins Gehirn führenden Schmerzfasern werden dadurch unmittelbar blockiert. Meist kommt dabei Sufentanil zu Einsatz. Selbst bei vergleichsweise geringer Dosierung kommt es dabei zu einer etwa 10-fach stärkeren Wirkung, als es bei der intravenösen Gabe der Fall ist.
Behandlung chronischer Schmerzen – Opioide Schmerzmittel
Chronische Schmerzen werden bevorzugt mit nichtinvasiven Applikationsformen behandelt. Die Schmerzmittel sollten dabei eine lange Wirkdauer aufweisen, weshalb retardierte Tabletten besonders geeignet sind.
Buprenoprhin kann auch sublingual appliziert werden (Temgesic® sublingual Tabletten). Wegen der langen Halbwertszeit ist bei diesem Wirkstoff keine Retardformulierung notwendig.
TTS – transdermale therapeutische Systeme
Eine mögliche Alternative für Retardpräparate stellen Schmerzpflaster dar (TTS; z.B. Durogesic®). Diese Form der Schmerzmittel besitzen eine Wirkdauer von drei Tagen. Bei diesen Pflastern handelt es sich um sogenannte transdermale therapeutische System (TTS). In diese Systeme wird beispielsweise der Wirkstoff „Fentanyl“ eingearbeitet. Aus der Matrix des Pflaster wird der Wirkstoff langsam und kontinuierlich freigegeben. Der Wirkstoff diffundiert (in etwas anderes eindringen) über die Haut ins Blut.
Zu beachten ist, dass das Pflaster auf eine trockene, möglichst unbehaarte und gesunde Hautstelle aufgebracht werden sollte. Sofern die Körperstelle behaart ist, werden die Haare lediglich mit einer Schere gekürzt und nicht rasiert. Beim Rasieren können kleinste Mikroläsionen entstehen, wodurch es zu einer ungleichmäßigen Freigabe des Wirkstoffes aus dem Pflaster kommen kann. Es besteht die Gefahr einer Überdosierung mit dem Wirkstoff aus dem Pflaster. Beim Aufkleben auf eine gesunde Hautstelle am Oberkörper sollte das Pflaster ca. 30 Sekunden fest angedrückt werden, um die Haftfähigkeit zu erhöhen.
Pflasterstärken werden durch die Abgaberate gekennzeichnet
Bei den TTS werden die Pflasterstärken nicht durch den Wirkstoffgehalt gekennzeichnet, sondern durch die Abgaberate (25, 50, 75, 100 µg pro Stunde). Damit im Blut ein klinisch relevanter Wirkstoffgehalt erzielt werden kann, müssen zunächst die obersten Hautschichten mit Wirkstoff gesättigt werden. Dies bedeutet, dass bei erstmaliger Anwendung 8-12 Stunden vergehen, bevor die Wirkung eintritt. In dieser Übergangszeit sollte derweil peroral weitertherapiert werden. Wird das Pflaster nach 72 Stunden gewechselt, so ist der Wirkstoffgehalt in der Haut auch nach Entfernung des benutzten Pflasters noch vorhanden, sodass bis zum Wirkungseintritt des neuen Pflaster eine lückenlose Analgesie erfolgt.
Aufgrund dieser Depotbildung ist es auch notwendig, das neue Pflaster auf einem anderen Hautareal aufzukleben. Sollte ein Pflaster nicht ausreichen, um die Schmerzen zu behandeln, können auch mehrere TTS gleichzeitig aufgebracht werden.
Schmerzpflaster dürfen (in der Regel) nicht geteilt oder zerschnitten werden!
Unerwünschte Wirkungen von Opioiden Schmerzmitteln
Insbesondere zu Beginn der Behandlung kann die sedierende Wirkung der Opioide als sehr unangenehm empfunden werden. Pflegekräfte müssen dies insbesondere bei der Mobilisation der Patienten berücksichtigen, da eine erhöhte Sturzgefahr besteht.
Furcht vor einer Suchtentwicklung ist meist unbegründet
Schmerzpatienten müssen auch darüber aufgeklärt werden, dass eine Furcht vor einer Suchtentwicklung unbegründet ist. Grund hierfür ist die Tatsache, dass die euphorisierende Wirkung bei Schmerzpatienten ausbleibt. Im Gegensatz zu gesunden Menschen ist die Gefahr einer Suchtentwicklung daher relativ gering. Selbst im Rahmen einer Langzeittherapie entsteht in der Regel keine psychische Abhängigkeit!
Gefahr einer Atemdepression
Bei der Ersteinstellung oder bei einer Dosiserhöhung müssen sie unbedingt auf Zeichen eine Atemdepression achten! Hier muss daran gedacht werden, dass Patienten die Atemnot bei Einnahme von Opioiden nicht spüren! Sie atmen lediglich flacher und weniger. Bei Menschen mit obstruktiven Atemwegserkrankungen, Kindern und Säuglingen müssen Sie besondere Vorsicht walten lassen. Auch bei gleichzeitiger Gabe zentral dämpfender Psychopharamaka (Antidepressiva, Neuroleptika, Tranquillanzien) ist die Gefahr einer Atemdepression gesteigert.
Übelkeit und Erbrechen
Bei etwa 20-30 % der Betroffenen treten Übelkeit und Erbrechen auf. Hierbei sollten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, um den Verlusten von Wasser und Elektrolyten Sorge zu tragen. Für gewöhnlich lassen diese unerwünschten Wirkungen nach etwa 3 Behandlungstagen nach. Innerhalb der ersten drei Tage werden diese Nebenwirkungen jedoch als belastend empfunden und führen bisweilen zum Abbruch der Therapie. Die Gabe von Antiemetika (z.B. Vomex®) oder Metolopramid (Paspertin®) kann Übelkeit und Erbrechen entgegenwirken und damit die „Compliance“ (Therapietreue) steigern. Pflegekräfte müssen bei dieser Kombinationsgabe an die verstärkte sedierende Wirkung denken!
Obstipation ist eine sehr häufige Nebenwirkung
Zur Behandlung der Obstipation, die bei über 90 % der Patienten auftritt, kommen Lactulose und Macrogol (Movicol®) zum Einsatz. Die antiobstipierende Therapie beginnt zeitgleich mit der Opioidtherapie!
Das Kombinationspräparat „Targin„ enthält Oxycodon und Naloxon. Naloxon wirkt der entstehenden Obstipation entgegen. Die Gabe von Laxanzien kann bei diesem Produkt eventuell hinfällig werden.
Opioide können einen Harnverhalt auslösen
Indem Opioide den Blasenschließmuskel kontrahieren, können sie einen Harnverhalt auslösen. Gleichzeitig erhöhen sie den Tonus der Harnblasenschließmuskel. Aufgrund der analgetischen Wirkung der Schmerzmittel kann es vorkommen, dass die Patienten keine Schmerzen empfinden, wenn eine Überfüllung der Blase vorliegt. Pflegekräfte müssen daher darauf achten, ob der Patient regelmäßig Wasser lässt (entsprechend der Flüssigkeitszufuhr).