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Tranquilizer / Benzodiazepine


Definitionen:

Tranquilizer (Tranquillanzien): Arzneimittel, die eine beruhigende, ausgleichende und angstlösende (anxiolytische) Wirkung haben, ohne das Denkvermögen zu beeinträchtigen.

 

Benzodiazepine: Untergruppe der Tranquilizer, die ebenfalls eine angsthemmende, beruhigende und entspannende Wirkung aufweisen.


 

 

 

Angst - Symptome (Bild)

Infolge von Stress, Anstrengung, Überforderung, Nervosität, innerer Unruhe, Schlafstörungen und Angstzuständen kommt es zu seelischen Störungen. Kurzfristig können Tranquilizer Abhilfe schaffen!

Allgemeines Wissen über Tranquilizer

Seit Anbeginn der Zeit sind die Menschen auf der Suche nach beruhigenden Verfahren, mit denen die Seele und der Körper in Einklang gebracht werden können. Die Palette solcher Verfahren ist lang und reicht von lauwarmen Bädern mit pflanzlichen Zusatzstoffen, über pflanzliche Heilmittel verschiedenster Arten und Formen, bis hin zu psychotherapeutischen Maßnahmen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten chemischen Produkte auf den Markt gebracht, die dem Menschen wieder Balance bringen sollten. Einige dieser Arzneistoffe sind Opium, später Morphin, Haschisch, Hyoszin und letztlich Chloralhydrat, Barbiturate, Äther, Sulfonal, Paraldehyd, Trional, Brom-Harnstoffabkömmlingeusw.

Die Erfolgsgeschichte moderner Psychopharamaka beginnt allerdings erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurden Lithium (1949), Chlorpromazin – das erste Neuroleptikum (1951), Antidepressiva (ab 1951) und auch das erste Beruhigungsmittel vom Typ der Benzodiazepine in der therapeutischen Praxis eingesetzt.

Beruhigungsmittel sind die am meisten verordneten Medikamente!

Beruhigungsmittel sind bis zum heutigen Tage die Medikamente, die von den Patienten am häufigsten verlangt werden und von den Ärzten auch am häufigsten verschrieben werden. Vermutlich wird dies auch in Zukunft der Fall bleiben, wird unsere Welt, auf der wir leben, doch stets schnelllebiger und die damit verbundenen Symptome – Stress, Anstrengung, Überforderung, Nervosität, innere Unruhe, Schlafstörungen und Angstzuständen – stets allgegenwärtiger. Das wir in einer Erfolgsgesellschaft leben, in der Geld, Macht, Anerkennung und Ruhm über seelische Glückseeligkeit gestellt wird, ist einer Vorbeugung dieser Tatsache auch nicht gerade zuträglich.


All diese ernstzunehmenden Erkrankungen münden letztlich in ernsten seelischen Störungen, die in psychosozialen Folgen münden werden – mit teils heftigen Konsequenzen in der Familie, Partnerschaft und auch im beruflichen Leben. Ein Teufelskreis beginnt! Die Störungen sollen mittels medikamentöser Gabe gelindert oder am besten gleich geheilt werden, während eine Änderung des Lebensstils oder der inneren, seelischen Haltung nicht stattfindet – Ein Versuch der Heilung, die schon im vorhinein zum scheitern verurteilt ist. 

In der Vergangenheit wurden Beruhigungsmittel als „Sedativa“ (abgeleitet aus dem lat.: sedare = zum Sitzen, zur Ruhe bringen, beruhigen, dämpfen) bezeichnet. Die Substanzen kamen überwiegend in „verdünnter“ Form zum Einsatz und konnten auch als Schlafmittel angewandt werden (z.B. Barbiturate, Bromide/Bromureide, Meprobamate uvm.). Trotz der zahlreichen und teils heftigen unerwünschten Nebenwirkungen, die diese Arzneistoffe mit sich brachten, waren diese Substanzen zu einem unverzichtbaren Arsenal an Medikamenten geworden, die nicht selten in einer Abhängigkeit endeten.

Die Entdeckung des ersten Tranquilizers war ein glücklicher Zufall!

Mehr oder weniger durch Zufall in der pharmakologischen Forschung wurde eine neue Generation der Beruhigungsmittel entdeckt, welche als Tranquilizer (vom lat.: tranquillus = ruhig) bezeichnet wurden und bis heute Mittel der Wahl geblieben sind, wenn die Erzielung einer angstlösenden, beruhigenden und ausgleichenden Wirkung das Ziel ist. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde in Basel eine bisher wenig beachtete Substanzklasse erforscht. 

Dizepam - chemische Formel (Bild)

Nachdem sich die meisten synthetisierten Verbindungen zunächst als medizinisch uninteressant herausstellten, wurde das Forschungsprogramm jedoch eingestellt. In letzter Sekunden „stolperten“ die beteiligten Forscher über zwei Substanzen, welche noch nicht näher untersucht wurden. Aus Routine und ohne große Erwartungen wurden diese beiden Substanzen dennoch pharmakologisch untersucht. Das Ergebnis war die Entdeckung des Chlordiazepoxid – dem ersten Typ der Benzodiazepine!

Während den ersten klinischen Prüfungen kam es zu unerwünschten Wirkungen bei den Versuchssubjekten, insbesondere zu Koordinations- und Sprachstörungen. Doch schon damals konnten große Erfolge verzeichnet werden, was die Bekämpfung von Angst- und Spannungszuständen anbelangt. Die Folge war, dass die modernen Tranquilizer in den 1960er Jahren einen unglaublichen Siegeszug starteten, der bis heute anhält. Die Benzodiazepine wurden die am meisten verordnete Stoffklasse aus dem Bereich der Psychopharmaka.

Wie es bei den meisten anderen Medikamenten auch der Fall ist, wurden über die Jahre vielfältige chemische Modifikationen entwickelt. Manche der Abkömmlinge dienen mehr als Beruhigungsmittel (z.B. Lorazepam), andere wiederum eignen sich eher als Schlafmittel (z.B. Oxazepam).

Auch bei dieser Arzneistoffgruppe ergaben sich zahlreiche unerwünschte Begleiterscheinung und wie bei allen vorangegangenen Beruhigungsmitteln hat sich auch bei den Tranquilizern eine nicht unproblematische Suchtproblematik entwickelt.


 

 

Benzodiazepine - Wirkung, Nebenwirkungen (Bild)

Die Anwendung von Benzodiazepinen sollte unter ärztlicher Überwachung und zeitlich begrenzt (4-6 Wochen) erfolgen!

Indikationen zur Einnahme von Benzodiazepinen

Tranquilizer des Benzodiazepin-Types können bei folgenden Beschwerdebildern eingesetzt werden. Wichtig hierbei ist eine ärztliche Überwachung und das die Einnahme der Medikamente zeitlich begrenzt wird, um eine Suchtentwicklung zu vermeiden:

Angst- und Spannungszustände

Benzodiazepine wirken wie folgt:

  • Beruhigend (sedierend)
  • Lösung von Angst- & Spannungszuständen (anxiolytisch)
  • Bewirken Ausgeglichenheit

Je nach Wirkstoff können sie zu zusätzlich folgend Wirkungen haben:

  • Muskelrelaxierend (Erschlaffung der Sekelettmuskulatur)
  • Antiepileptisch (Antikonvulsiv)

Aufgrund dieses Wirkprofils können sie bei zahlreichen seelischen Störungen oder Krankheiten Linderung verschaffen. Einige Beispiele sind Neurosen (z.B. angststörungen) oder psychogene Reaktionen wie Konflikt- und Belastungsreaktionen.


Schlafstörungen

Vor allem bei Einschlafstörungen können Benzodiazepine erfolgreich eingesetzt werden.


Befindlichkeitsstörungen

Patienten wenden Tranquilizer auch dann gerne an, wenn die Ursache der Erkrankung unklar ist und sie lediglich über Symptome wie Stress, Nervosität, innere Unruhe oder Verspannungen klagen. Zwar kann eine medikamentöse Behandlung mit Benzodiazpinen oder anderen Beruhigungsmitteln hier sinnvoll sein, doch es sollte dabei erwogen werden, ob nichtmedikamentöse Beruhigungsverfahren besser geeignet wären, um langfristige Linderung oder Heilung der Symptomatik zu erzielen. Zu nennen wären hier etwa Yoga, autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Meditation und viele mehr.

Sie sollten diese Beruhigungsverfahren erlernen, wenn sie sich bester Gesund erfreuen. Leiden Sie nämlich erst einmal an oben genannten Symptomen, ist es nur schwer möglich, diese zu erlernen und gleichzeitig von ihren beruhigenden Wirkungen zu profitieren. In der alltäglichen Praxis ist der Griff zum Rezeptblock daher in der meist der leichtere und günstigere Weg – den sich die Patienten auch wünschen. Als kurzfristige Intervention der Symptomatik sind Tranquilizer hier auch gar nicht abzulehnen, um im Notfall Linderung zu schaffen. Als langfristige Maßnahmen, die zur Heilung der Klienten führen, dienen sie jedoch eher nicht.

 

Schlafloser Mann liegt wach im Bett (Bild)

Kurzfristig eignen sich Tranquilizer auch, um insbesondere Einschlafstörungen zu therapieren. Langfristig sind sie jedoch kein geeignetes Mittel, um diese in den Griff zu bekommen.

Die medikamentöse Konflitktlösung mittels Beruhigungsmitteln ist in der Regel nicht möglich. Anstehende Probleme und Konflikte können zwar leichter zu bewältigen sein, da die gelassener angegangen werden, eine endgültige Lösung stellt dies aber nur selten dar. 

Zur Heilung ist konsequente Arbeit an sich selbst gefordert: Entspannungsverfahren, Korrekturversuche (Beruf, Partnerschaft usw.), Aussprache. Gleichzeitig sollten Konsumgüter wie Alkohol, Nikotin und Kaffee stark begrenzt eingenommen werden und regelmäßige körperliche Aktivitäten betrieben werden. So kann die Krise dauerhaft überwunden und drohende Konsequenzen eingedämmt werden – ohne ständigen Griff zum Rezeptblock.


 

Seelische Probleme - Frau und Spirits (Bild)

Vegetative Störungen können seelische Störungen verursachen, die sich als körperliche Reaktion äußern.

Vegetative Störungen

Das vegetative Nervensystem regelt die unbewussten, „inneren“ Lebensvorgänge – vor allem diejenigen, die von dem Willen des Menschen nicht beeinflusst werden. Das vegetative Nervensystem überwacht diese Vorgänge und führt Anpassungen durch, sofern diese notwendig erscheinen. 

Es wird auch als autonomes Nervensystem bezeichnet und steht in engem Zusammenhang mit Emotionen, Stimmung und Befindlichkeiten, woraus sich letztlich eine komplexe körperliche Reaktion ergibt. Der Mensch reagiert mit Errötung, Blutdruckanstieg, Herzklopfen, Harndrang, veränderter Atmung (z.B. Hyperventilation), Angst, Wut oder Durchfall, bis hin zu Ohnmacht oder blinden Gewaltausbrüchen.

Sind solche Emotionen und Gefühle die Folge einer vegetativen Störung, so sind diese insbesondere durch psychologische Mittel zu mildern oder zu beheben (Psychotherapie usw.). Unter Aufsicht des Arztes und zeitlich begrenzt, kann in solchen Fällen jedoch auch der Einsatz von Tranquilizern in Frage kommen. Dies ist vor allem bei der „psychovegetativen Dysfunktionen“ und bei psychosomatisch interpretierbaren Störungen, Beschwerden oder Erkrankungen der Fall. Damit sind seelische Probleme gemeint, die sich als körperliche Reaktion äußern. Auch in akuten Stresssituationen kann die kurzfristige Anwendung von Tranquilizern hilfreich sein. 

Wie bereits mehrfach angesprochen, darf die alleinige medikamentöse Behandlung durch Benzodiazepine oder andere Beruhigungsmitteln auch hier nicht das einzige Mittel sein, um diese Beschwerden zu bekämpfen. Die Probleme und Beschwerden müssen auch psychotherapeutisch aufgearbeitet werden. Außerdem müssen psychosoziale Korrekturen durchgeführt werden. Hiermit sind Korrekturen der sozialen Gegebenheiten gemeint, die beispielsweise durch die Gesellschaft oder die Kultur bedingt sind. Wer beispielsweise an einem Burnout-Syndrom leidet und weiterhin zwanzig Stunden am Tag arbeitet, braucht nicht auf eine Besserung hoffen.


Neurologische Leiden

In der Neurologie haben die Tranquilizer einen großen Indikationsbereich, der dort auch zu weniger Entgleisungsgefahren führt. Die Neurologie beschäftigt sich mit der Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Erkrankungen des Nervensystems.

Insbesondere bestimmte Krampfanfälle, doch auch spastische Zustände, Myogelosen (umschriebene tastbare, meist druckschmerzhafte Verdickung eines Muskels mit kontraktilen Muskelbündeln sowie Knoten- oder Wulstbildung), Myalgien (Muskelschmerzen) usw. sprechen im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes gut auf Benzodiazepine an.

Psychiatrische Krankheitsbilder

In Kombinationen mit einer Psycho- oder Soziotherapie, sowie im Rahmen einer Kombinationstherapie mit Antidepressiva können Tranquilzer auch bei psychogenen Depressionen Anwendung finden, egal ob diese reaktiver oder neurotische Art sind. Doch insbesondere bei endogenen oder körperlich begründbaren Depressionen hat sich der Einsatz von Benzodiazepinen als sehr erfolgreich erwiesen.

 

Neuronales Netzwerk (Bild)

In der Neurologie finden Benzodiazepine unter anderem bei der Therapie bestimmter Krampfanfälle und spastischer Zustände Anwendung!

Der bestmögliche Effekt tritt bei ängstlich-gespannten, unruhigen oder auch erregten depressiven Zuständen ein, bei denen ein potenzieller Suizid des Menschen in Frage kommt. Die Tranquilizer wirken hier, auch in Kombination mit dämpfenden Antidepressiva, angst- & spannungslösend. Anders als es jedoch bei den Antidepressiva der Fall ist, zeichnen sich die Benzodiazepine durch einen schnellen Wirkeintritt aus, was sich insbesondere in akuten Notsituation als kleines Wundermittel herausstellen kann. Antidepressiva hingegen benötigen meist mehrere Wochen, bis sie ihre Wirkung entfalten können, weshalb sie als Akutmedikation nicht sinnvoll sind.


Anästhesie durch Ärzte (Bild)

Um bestehende Ängste vor einer Narkose zu mildern, werden Benzodiazepine auch hier als Prämedikation eingesetzt!

 

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Im Bereich der Anästhesiologie (z. B. Vormedikation bei der Narkose, kombinierte Schmerzbehandlung: Schmerz- und Beruhigungsmittel) finden sich für die Anwendung von Tranquilzern ebenfalls zeitlich begrenzte Anwendungsbereiche. Auch in der Chirurgie, 

Weitere, zeitlich begrenzte Indikationen für Benzodiazepin-Tranquilizer finden sich in den jeweils spezifischen Bereichen von Anästhesiologie (z. B. Prämedikation bei der Narkose, kombinierte Schmerzbehandlung: Schmerz- und Beruhigungsmittel. Auch in der Chirurgie,Gynäkologie/Geburtshilfe, HNO-Kunde, Dermatologie, inneren Medizin, Pädiatrie und der Orthopädie gibt es verschiedene Indikationen, die eine Anwendung von Tranquilizern sinnvoll machen.

 

Kontraindikationen der Benzodiazepine

Gegenanzeigen (Kontraindikationen) und Vorsichtsmaßnahmen beim Einsatz von Tranquilizern und Schlafmitteln vom Benzodiazepin-Typ sind:

  • Akute Vergiftungen mit zentral (d.h. vor allem das Gehirn) dämpfenden Pharmaka wie Schlaf-, Schmerz- und anderen Beruhigungsmitteln)
  • Psychopharmaka wie Neuroleptika, Antidepressiva und Lithiumsalze
  • Akute Vergiftungen mit Alkohol
  • Überempfindlichkeitsreaktionen gegen diese Substanzen sowie Myasthenia gravis
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Bestehende Suchterkrankungen
  • Vorsicht bei schweren Leberschäden und Nierenfunktionsstörungen
  • Koordinationsstörungen (Gleichgewichtsstörungen verschiedener Ursache)
  • Schlaf-Apnoe-Syndrom
  • Chronische Lungenerkrankungen

Schlafapnoe - Folgen (Bild - Übersicht)

Bei einem bestehenden Schlaf-Apnoe-Syndrom sollten Benzodiazepine nicht eingesetzt werden!


 

 

Frau_Schläfrig_am_Steuer (Bild)

Benzodiazepine haben oft einen „Hangover-Effekt“ zur Folge. Sie führen auch am nächsten Morgen zu starker Schläfrigkeit. Beim Autofahren oder Bedienen von Maschinen ist besondere Vorsicht geboten!

Unerwünschte Wirkungen der Benzodiazepine

Die Nebenwirkungen sind abhängig vom Wirkstoff, der Dosis, Gesundheitszustand, Behandlungsdauer, den Wechselwirkungen mit anderen Substanzen, der individuellen Disposition, Alter, Stress und weiteren Eigenschaften

Die häufigsten Nebenwirkungen, die bereits nach kurzfristiger Einnahme von Tranquilizern und Schlafmitteln des Benzodiazepin-Typs auftreten können, sind unter anderem:

  • Psychisch/psychosozial:
    • Dämpfung
    • Schläfrigkeit
    • depressive Verstimmungen 
    • Bewusstseinsstörungen
    • Mattigkeit
    • Benommenheit
    • ggf. paradoxe Reaktionen (z. B. akute Erregungszustände, Wutanfälle)
    • ferner anterograde Amnesie


  • Körperlich:
    • Blutdruckabfall
    • Atembeschwerden (zentralnervöse bedingte Abflachung der Atemzüge
    • Mundtrockenheit
    • Muskelschwäche
    • Magen-Darm-, Appetit-, Sexual- und Koordinationsstörungen 
    • verlängerte Reaktionszeit (im Straßenverkehr, beim Bedienen von Maschinen..)

Beschwerdebild bei mittelfristigem bis Langzeitgebrauch von Tranquilizern

Die Einnahme von Benzodiazepinen sollte so kurz wie möglich erfolgen. Als obere zeitliche Grenze werden 4 bis 6 Wochen diskutiert. Werden diese Beruhigungsmittel über einen längeren Zeitraum eingenommen, können kann es zu nachfolgenden Nebenwirkungen kommen:

 

Atembeschwerden (Bild)

Atembeschwerden sind mögliche Nebenwirkungen bei der Einnahme von Benzodiazepinen!


 

Autounfall infolge der Einnahme von Benzodiazepinen (Bild)

Benzodiazepine beeinträchtigen die Reaktionszeit. Dies muss insbesondere im Straßenverkehr beachtet werden!

Psychische und psychosoziale Nebenwirkungen

Zu den psychischen und psychosozialen Nebenwirkungen, die bei einer langfristigen Einnahme von Tranquilizern eintreten können, zählen:

  • Zunehmende Benommenheit, Müdigkeit und Schläfrigkeit.
  • Gleichgültige bis euphorische Grundstimmung gegenüber der Umwelt (Glücksgefühl ohne ersichtlichen Grund).
  • Wachsende Unfähigkeit, Belastungs- und Konfliktreaktionen selbständig zu lösen
  • Einschränkung der Aufmerksamkeit, Konzentrationsschwäche und Vergesslichkeit, evtl. Erinnerungslücken 
  • Verlängerung der Reaktionszeit (Verkehr, Haushalt, Beruf!).
  • Zunehmende Verstimmungszustände, Reizbarkeit, Aggressivität
  • Innere Unruhe & Nervosität


  • Orientierungsstörungen (örtlich, zeitlich, zur eigenen Person), unter Verwirrtheitszustände
  • Mangelnde Belastbarkeit mit Leistungsabfall
  • Unerklärliche Angstzustände, zunehmende Furchtbereitschaft, Flucht aus der Realität.
  • Delir-ähnliche Zustände
  • Wahnhafte Reaktionen mit Trugwahrnehmungen, evtl. Suizidgefahr
  • Nachlassende Libido
  • Gewichtszunahme

Bei der Einnahme von Benzodiazepinen stellt das enorme Abhängigkeitspotenzial eine Gefahr für den Patienten dar. Die Einnahme dieser Substanzen führt zu physischer und psychischer Abhänhigkeit. Bereits nach wenigen Wochen der Therapie kann sich eine Abhängikeit entwickeln, wenn die Verabreichung der Benzodiazpinen in sehr niedrigen Dosen erfolgt. 

 

Eine Frau hat eine Pantikattacke (Bild)

Tranquilizer können zu Angst- & Panikattacken führen!

Mögliche Entzugserscheinungen, die nach Absetzen des Medikament eintreten können, sind in der Regel nicht lebensbedrohlich, doch muss der Patient mit folgenden Symptomen rechnen:

  • Schlafstörungen & Albträume
  • Innere Unruhe, depressive Verstimmungen, Ängste und Panikattacken
  • Zittern, Schweißausbrüche, Kopfschmerzen und Herzklopfen
  • Merk- & Konzentrationsstörungen
  • Wahrnehmungsstörungen, z.B. Licht- & Geräuschempfindlichkeit, Metallgeschmack im Mund

 

Alkohol - Absolutes Tabu!! (Bild)

Wechselwirkungen der Benzodiazepine

Während der Einnahme von Benzodiazepinen sollte auf den Konsum von Alkohol vollständig verzichtet werden. Durch diese kann die Sedierung der Patienten verstärkt werden. Zudem kann es zu einem erhöhten Blutdruckabfall kommen und die Fahrtüchtigkeit, bzw. die Fähigkeit, gefährliche Maschinen zu bedienen, kann stark eingeschränkt sein. Studien haben gezeigt, dass die Kombination von Alkohol und Benzodiazepinen die häufigste Ursache für Autounfälle ist, die im Zusammenhang mit einer Arzneimitteleinnahme stehen. 

Benzodiazepine können auch zu Wechselwirkungen mit anderen Psychopharmaka führen, z.B. Antidepressiva, Neuroleptika, Sedativa und Hypnotika. Auch hierbei kann die sedierende Wirkung der Tranquilizer verstärkt werden.

Auch Muskelrelaxanzien können in ihrer Wirkung verstärkt werden, weshalb die Einnahme von Benzodiazapinen vor Operationen berücksichtigt werden muss, um Komplikationen zu vermeiden.


 

Hinweise zur Einnahme von Benzodiazepinen

Bei der Einnahme von Benzodiazepinen muss beachtet werden, dass die Therapie mit diesen Substanzen höchstens 4-6 Wochen andauern sollte. Andernfalls entwickelt sich schnell eine Abhängigkeit gegenüber diesen Stoffen, die langfristige Folgen auf die physische und psychische Gesundheit der Klienten haben kann. 

Besondere Vorsicht ist bei der intravenösen und rektalen Gabe von Benzodiazepinen geboten. Als Außenstehender müssen Sie die Atmung des Klienten beobachten, da die Einnahme von Benzodiazepinen eine zentrale Hemmung der Atmung bewirkt!

Infusion - Vorsicht bei intravenöser Gabe von Benzodiazepinen!! (Bild)

Bein intravenöser und rektaler Gabe von Benzodizapinen muss die Atmung der Patienten beobachtet werden, da es zu einer zentralen Hemmung kommt!


 

 

Psychologe - die wahre Heilung! (Bild)

Nur in Kombination mit einer Psychotherapie, z.B. einer Verhaltenstherapie, durch erstklassige Psychologen, die sich für die Probleme ihrer Mitmenschen interessieren, ist eine Heilung möglich!

Besonderheiten in der Pflege

Sofern Patienten mit Neurosen, Angst- und Spannungszuständen behandelt werden, sollte sich die Therapie nicht ausschließlich auf die Verabreichung von Benzodiazepinen stützen. Durch Tranquilizer erfolgt lediglich eine Behandlung der Symptome, die Ursachen für diese bleiben jedoch weitgehend unberührt. Daher muss zusätzlich zu einer medikamentösen Therapie auch versucht werden, in Kombination mit einer Psychotherapie (z.B. Verhaltenstherapie) den tiefsitzenden ursächlichen Problemen auf die Schliche zu kommen, um letztlich die Heilung des Klienten erzielen zu können. 

Als Pflegekraft achten Sie auf das Eintreten von Neben- und Wechselwirkungen, welche durch die Therapie mit Tranquilizern auftreten und reagieren auf diese. Insbesondere bei älteren Patienten müssen sie die erhöhte Sturzgefahr berücksichtigen, die durch Schwindel und Schläfrigkeit der Patienten eintreten kann, wenn sie mit Beruhigungsmitteln therapiert werden. 


 

Wirkungsweise der Benzodiazepine

Benzodiazepine entfalten ihre Wirkung im limbischen System. Ihm werden Leistungen wie die Steuerung der Funktionen von Antrieb, Lernen, Gedächtnis, Emotionen sowie vegetative Regulation der Nahrungsaufnahme, Verdauung und Fortpflanzung zugeschrieben. 

Die Wirkstoffe der Benzodiazepine verstärken die hemmende Wirkung des Neurotransmitter γ-Aminobuttersäure. Letztlich wirken Benzodiazepine wie folgt:

  • Tranquilierend (beruhigend)
  • Antikonvulsiv (gegen Krämpfe wirksam, z.B. bei einem epileptischen Anfall)
  • Muskelrelaxierend (Erschlaffung der Sekelettmuskulatur)

Da Benzodiazepine eine großes Abhängigkeitspotenzial haben, sollten sie sehr zurückhaltend eingesetzt werden. Da sie, zumindest in Deutschland, rezeptpflichtig sind, unterliegt die Einnahme stets der Kontrolle des Arztes. Dieser sollte bei der Gabe von Benzodiazepinen folgende Richtlinien beachten:

 

Epilespie - eine mögliche Indikation für Benzodiazepine (Bild)

Benzodiazepine haben eine antikonvulsive Wirkung. Daher kommen sie bei Krampfanfällen zum Einsatz, z.B. bei der Epilespie!

  • Benzodiazepine nur dann verordnen, wenn keine anderen Abhängigkeiten bekannt sind, z.B. gegenüber Alkohol, Cannabis usw.
  • Möglichst kleine Packungen verordnen, um einen Missbrauch bestmöglich zu vermeiden
  • Das Ende der Therapie wird vorher vorgelegt. Beruhigungsmittel sollten maximal für einen Zeitraum von 4-6 Wochen eingenommen werden
  • Im Verlaufe der Therapie keine Dosiserhöhung durchführen (außer bei der initialen Einstellung)
  • Am Ende der Therapie eine schrittweise Dosisreduktion durchführen, um Entzugserscheinungen zu reduzieren

 

 

Benzodiazepine und ihre Wirkungsweise

Tiefergehende chemische Kenntnisse über Benzodiazepine

Benzodiazepine entfalten ihre Wirkung durch eine allosterische Bindung an den GABA-A-Rezeptor. Beim GABA-A-Rezeptor handelt es sich um eine Unterform des GABA-Rezeptors. Er wird zur Familie der Liganden-gesteuerten Ionenkanäle gezählt und besteht aus fünf Untereinheiten, ist also ein Heteropentamer (Molekül, das aus 5 strukturell unterschiedlichen Einheiten (Monomeren) aufgebaut ist). 

Die Benzodiazepine binden zwischen einer α- und einer γ-Untereinheit des als Pentamer vorliegenden GABA-A-Rezeptors. Durch die Bindung führt dies zu einer verstärkten Wirkung des Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA). GABA selbst bindet zwischen einer α- und β-Untereinheit.

Ohne Anwesenheit von GABA sind die Benzodiazepine nicht in der Lage, den Rezeptor zu aktivieren. Die Öffnung der mit den GABA-A-Rezeptoren verbundenen Chloridkanäle hat letztlich eine erhöhte Leitfähigkeit für Chlorid-Ionen zur Folge, die eine Hyperpolarisation (Steigerung der Membranspannung an einer Sinnes-, Nerven- oder Muskelzelle über den Ruhewert) der Zellmembran induziert.

Da eine verstärkte Wirkung von GABA erzielt wird, kommt es zu einer gedämpften Aktivität bestimmter Areale des zentralen Nervensystems. Die Folge ist eine verminderte Reaktion auf emotionelle und psychische Reize. Die verschiedenen Benzodiazepine unterscheiden sich zwar hinsichtlich ihrer Pharmakokinetik, jedoch nicht in ihrer grundsätzlichen Pharmakodynamik, welche zum Großteil über die Dosierung bestimmt wird.


 

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