Lithium
Definitionen:
Lithium: Lithiumsalze Werden zur Prophylaxe manisch-depressiver Psychosen und bei immer wiederkehrenden Depressionen eingesetzt. Zudem kommen sie bei akut manischer Symptomatik zum Einsatz!
Manie: Affektive Psychose, bei der eine anhaltende und auffällige Störung der Stimmung und des Verhaltens vorliegt. Die Stimmung ist abnormal gehoben, der Antrieb und die Aktivität enorm gesteigert!
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Lithiumsalze
INN | Handelsname | Besonderheiten |
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Lithiumcarbonat, Lithiumcitrat, Lithiumsulfat, Lithiumacetat | Hypnorex® retard, Quilonum® retard, Lithiofor® | - Geringe therapeutische Breite. Die regelmäßige Überwachung durch Blutspiegel-Kontrollen ist notwendig! - Die Plasmahalbwertszeit der verschiedenen Lithiumpräparate ist sehr verschieden (7-35 Stunden). Achtung: Beim Wechsel von einem Präparat auf ein anderes muss beachtet werden, dass es sich um verschiedene Lithiumsalze, mit unterschiedlicher Konzentration handeln kann! |
Allgemeines Wissen über Lithium
Bei Lithium handelt es sich um ein elementares Metall. Es wird als Lithiumsalz in der Therapie psychischer Störungen eingesetzt. Zu der Entdeckung der antimanischen Wirkung von Lithium kam es in den 1960er-Jahren eher zufällig. Seitdem gilt es als Mittel der Wahl, wenn es um die Akuttherapie und Phasenprophylaxe von bipolaren affektiven Störungen geht.
Neben der antimanischen Wirkung konnte in Studien auch ein Rückgang suizidaler Handlungen bei depressiven Patienten nachgewiesen werden. Daher kommt Lithium bisweilen auch bei therapierefraktären („nicht ansprechend auf eine Therapie“) schweren Depressionen zum Einsatz.
Das größte Problem einer Lithiumtherapie liegt in den zahlreichen Nebenwirkungen (z.B. Gewichtszunahme, feinschlägiger Tremor). Auch die geringe therapeutische Breite dieses Metalls stellt häufig ein Hindernis dar, weshalb von einer Anwendung abgesehen wird (Gefahr der Lithiumintoxikation). Symptome der lebensbedrohlichen Lithiumintoxikation sind Übelkeit, Erbrechen und zentralnervöse Symptome, z.B. Schwindel, psychomotorische Unruhe und Dysarthrie. Aus diesen Gründen erfolgt eine regelmäßige Kontrolle der Lithiumkonzentrationen im Blut (Zielbereich: 0,5–0,8 mmol/l).
Der genaue Wirkmechanismus der Lithiumsalze ist noch nicht geklärt. Bisher konnte lediglich festgestellt werden, dass bestimmte Neurotransmitterwirkungen abgeschwächt und biologische Rhythmen (z.B. Tag-Nacht-Rhythmus) beeinflusst werden. Bezüglich der Dosierung können nur schwer Handlungsanweisungen gegeben werden, denn diese erfolgt, je nach Person, sehr individuell. Zur Bestimmung der Dosierung von Lithium erfolgt eine regelmäßige Lithiumspiegelkontrolle. Ein gleichmäßiger Lithiumspiegel ist in der Regel nach 5–7 Tagen erreicht. Eine Wirkung tritt meist erst nach 7–14 Tagen ein. Die Bestimmung des Spiegel erfolgt folgendermaßen: Eine regelmäßige Bestimmung des Lithiumspiegels erfolgt, um einer Lithiumintoxikation vorzubeugen!
Wirkungsweise von Lithium
Behandlung einer akuten Manie mit Lithium
Die Behandlung einer akuten Manie erfolgt entweder mit stark wirksamen Neuroleptika oder mittel höher dosierten Lithiumsalzen.
Die Therapie mit Neuroleptika hat den Vorteil, dass die Wirkung schneller erzielt werden kann (1-2 Tage), als es mit Lithium der der Fall wäre (8-10 Tage). Zudem können Neuroleptika, falls notwendig, auch parenteral verabreicht werden, was bei den Lithiumsalzen nicht der Fall ist.
Die Lithiumtherapie kennzeichnet sich, in der Regel, durch eine bessere Verträglichkeit. Unter Umständen muss das Lithium mit sedierend wirksamen Neuroleptika oder Benzodiazepinen kombiniert werden, um die manische Person zu beruhigen.

Eine Psychotherapie kann ergänzend zu der Lithiumtherapie durchgeführt werden, wodurch die Heilungschance erhöht wird!
Prophylaktische Behandlung mit Lithium
Sofern Lithium zur Behandlung von rezidivierenden (wiederholt vorkommenden) manischen- und / oder depressiven Episoden zum Einsatz kommt, erfolgt die Behandlung mit einer niedrigeren Dosierung, als es im Rahmen der Akutbehandlung einer Manie der Fall ist. Der prophylaktische (vorbeugende) Effekt von Lithium tritt erst nach sehr langer Zeit auf. Bevor der Erfolg einer Therapie bewertet werden kann, müssen mindesten sechs Monate vergehen, ehe ein Erfolg sichtbar wird.
Die prophylaktische Anwendung von Lithiumsalzen sollte erst in der abklingenden Phase einer akuten Manie erfolgen, wenn der Patient eine größere Kooperationsbereitschaft zeigt. Zeitgleich kann mit einer Psychotherapie begonnen werden.
Als Alternative kann auch das Antiepileptikum Carbamazepin als vorbeugende Medikation zum Einsatz kommen. Sofern notwendig, kann dieses mit Lithiumsalzen kombiniert werden, um die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges zu steigern.
Unerwünschte Wirkungen bei der Anwendung von Lithium
Die Anwendung von Lithium geht leider oftmals mit zahlreichen unerwünschten Wirkungen einher:
- Beeinträchtigung der Merkfähigkeit und Konzentration
- Gewichtserhöhung
- Vermehrter Durst (Polydipsie)
- Häufiges Wasserlassen (Pollakisurie)
- Magen-Darm-Beschwerden
Hierbei sind insbesondere die Beeinträchtigung der Merkfähigkeit und Konzentration zu nennen, die von Betroffenen häufig als sehr belastend empfunden werden. Um diese zu verbessern oder zu erhalten, können Außenstehende einfache Übungen, z.B. Memory oder Kreuzworträtsel, mit den Betroffenen durchführen, um sein Gedächtnis zu trainieren.

Lithium beeinträchtigt die Merkfähigkeit und Konzentration eines Menschen. Eine der zahlreichen, unerwünschten Wirkungen der Lithiumsalze!
Der vermehrte Gang zur Toilette, aufgrund der Pollakisurie, geht häufig mit Schlafstörungen einher. Die Reaktion der Betroffenen ist dann oftmals, dass sie weniger Flüssigkeit zu sich nehmen. Dies sollte unbedingt vermieden werden, da die Wirkung von Lithium beeinträchtigt werden kann, wenn ein Flüssigkeitsmangel besteht.
Eher harmlose Nebenwirkungen, wie Magen-Darm-Beschwerden, können nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt meist mit entsprechenden Arzneistoffen behandelt werden.
Beobachtung des Gesundheitszustandes:
Außenstehende müssen bei Lithiumpatienten seinen allgemeinen Gesundheitszustand genau beobachten. Auch eher harmlose Erkrankungen, wie z.B. Erbrechen, Durchfall oder Fieber, können den Lithiumspiegel im Blut negativ beeinflussen und negative Konsequenzen für den Betroffenen haben (Lithiumintoxikation). Daher sollte auch bei sonst banalen Auffälligkeiten eine Rücksprache mit dem Arzt erfolgen!

Die Einnahme von Lithium muss regelmäßig erfolgen, um den Zerfall des Geistes, eine weitere manische Episode, zu vermeiden!
Hinweise zur Einnahme von Lithium
Wie bereits erwähnt, weist Lithium nur eine geringe therapeutische Breite auf. Die Einnahme muss regelmäßig erfolgen, um Vergiftungserscheinungen oder Rückfälle zu vermeiden. Personen, die eine Lithiummedikation erhalten, sollten einen Lithiumausweis bei sich tragen, in dem die Tagesdosis und die Ergebnisse der letzten Kontrolluntersuchung vermerkt sind.
Kontraindikationen von Lithium
Die Applikation von Lithium ist bei folgenden Erkrankungen oder Gesundheitszuständen kontraindiziert:
- Niereninsuffzienz
- Schwere Herz-Kreislauferkrankungen
- Schwangerschaft – es besteht die Gefahr von Missbildungen des Kindes
Wechselwirkungen von Lithium
Wirkstoffgruppe | Wechselwirkungen |
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NSAR | Aufgrund der verringerten Ausscheidung des Lithiums wird die Toxizität des Lithium erhöht. Die verringerte Ausscheidung ist Folge der verminderten glomerulären Filtration. bzw. einer verstärkten Rückresorption |
ACE-Hemmer | |
Diuretika | |
Antidepressiva, Neuroleptika | Es kommt zu einer pharmakodynamischen Verstärkung der gleichen unerwünschten Wirkungen. Es besteht insbesondere die Gefahr einer ventrikulären Tachykardie. |
Antibiotika, Antihistaminika, Protozoenmittel | |
Antidepressiva | Auslösung des Serotonin-Syndroms |
Wechselwirkungen bei einer Lithiumtherapie
Lithiumpatienten sollten den Konsum von Alkohol unterlassen. Dieser kann die sedierende Wirkung von Lithium verstärken und zudem kann es zu einer Alkoholunverträglichkeitsreaktion kommen
Sofern Lithium eingenommen wird, darf keine salzarme Diät durchgeführt werden. Dies würde zu einem Natriummangel führen und die damit verbundene geringere Ausscheidung von Natrium hätte eine geringere Exkretion (Abgabe von überflüssigen Stoffwechselprodukten aus dem Körper an die Umwelt) von Lithium zur Folge. Dies könnte zu einer Überdosierung führen, da die Lithiumsalze im Körper verbleiben.
Es bestehen auch zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Hierzu zählen:
- NSAR (Nichtsteroidale Antirheumatika, z.B. Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure, Naproxen)
- Jodid
- Natriumkarbonat
Pflegende und Angehörige sollten darauf achten, dass Lithiumpatienten keinen der genannten Arzneistoffe zur Selbstmedikation einsetzen, um mögliche Komplikationen zu vermeiden!
Die Gefahr einer Lithiumintoxikation
Aufgrund der geringen therapeutischen Breite von Lithium sind die Übergänge von unerwünschten Wirkungen (bei therapeutischer Dosierung) über eine Überdosierung, bis hin zu einer Vergiftung, fließend. Eine Intoxikation wird durch folgende Begebenheiten begünstigt:
- Schwitzen – Verlust von Natrium und Flüssigkeit
- Kochsalzarme Diät
- Erbrechen
- Durchfall
Die Vergiftungssysmptome ähneln häufig denjenigen der unerwünschten Wirkungen. Sie treten lediglich sehr plötzlich und in extremer Ausprägung auf:
- Schwindel & Schwäche
- Starker Durst
- Lichtempfindlichkeit
- Erbrechen und Durchfall
- Verwirrtheit, Gedächtnis- & Orientierungsstörungen
In besonders schweren Fällen kann es zu Koma, zerebralen Krampfanfällen, Herzrhythmusstörungen und akutem Nierenversagen kommen.
Bei einem Verdacht auf eine Lithiumvergiftung, bei Durchfall oder starkem Erbrechen, sollten Lithiumpatienten unmittelbar einen Arzt aufsuchen und ihm die Symptomatik schildern!

Vergiftungssysmptome der Lithiumintoxikation ähneln häufig denjenigen, der unerwünschten Wirkungen. Sie treten lediglich sehr plötzlich und in extremer Ausprägung auf

Lassen Sie sich von der Aggressivität und Aufdringlichkeit manischer Personen nicht provozieren!
Besonderheiten in der Pflege
Manische Menschen haben nicht das Gefühl, dass sie an einer Krankheit leiden. Aufgrund der manischen Stimmung können sie jedoch Handlungen durchführen, die ihr gesamtes Leben dauerhaft zerstören können.
Typische Folgen von Manien sind z.B.:
- Verschuldung – aufgrund sehr teurer Einkäufe
- Enorme Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten – Oft bis hin zur vollständigen, körperlichen Erschöpfung
Häufig muss die Therapie daher gegen den Willen des Patienten erfolgen (Zwangseinweisung). Natürlich muss sie dabei dem Wohle des Betroffenen dienen und nicht als „Mittel zum Zweck“ dienen!
Besonderheiten im Umgang mit manischen Personen:
Der Umgang mit manischen Personen gestaltet sich oftmals als äußerst schwierig. Sie sollten sich von der übertriebenen Heiterkeit des Klienten nicht mitreißen lassen. Außerdem sollten sie sich von seiner Aggressivität und Aufdringlichkeit nicht provozieren lassen!
Kritische Situationen werden durch pflegerische Maßnahmen eingeschränkt:
- Pflegende übernehmen die Betreuung manischer Personen zu zweit
- Zwei manischen Patienten sollten sich niemals ein Zimmer teilen
- Unnötige Geldausgaben sind zu unterbinden (z.B. Kontrolle des Handys, Verbot von Geld- & Tauschgeschäften mit anderen Patienten