Neuroleptika
Definitionen:
Neuroleptika: Kommen insbesondere bei der Therapie von psychotischen Erkrankungen zum Einsatz. Sie sind essenzieller Bestandteil bei der Behandlung einer Schizophrenie.
Schizophrenie: Eine in Schüben oder Phasen verlaufende Psychose, bei der es zu Veränderungen des Denkens, Fühlens, der Persönlichkeit und der Beziehung zur Umwelt kommt.
Seit dem Jahre 1952 können psychotische Symptome effektiv beeinflusst werden. In diesem Jahr hat der Pariser Psychiater Jean Delay (1907-1987) das erste Neuroleptikum Chlorpromazin entdeckt. Die Entdeckung dieser antipsychotisch wirkenden Substanz war mehr ein Zufall, als das Ergebnis eines konkreten Forschungsprojektes. Zu diesem Zeitpunkt der Geschichte kamen vielmehr folgende Entwicklungstendenzen zusammen, die letztlich zur „Entdeckung“ des Chlopromazin führten: Dank der Entdeckung von Chlorpromazin konnten viele schizophrene Personen von Trugwahrnehmungen, Wahn und weiteren psychotischen Symptomen befreit werden!
Allgemeines Wissen zu Neuroleptika
Das Ergebnis dieser Entwicklungstendenzen im Reich der Medizin war letztlich Chlorpromazin. Dank der zufälligen Entdeckung dieses Wirkstoffes konnte eine Vielzahl der schizophrenen Patienten so weit von Trugwahrnehmungen, Wahn und weiteren psychotischen Symptomen befreit werden, dass letztlich sogar chronische Fälle, mit bisher schlechten Heilungsaussichten, wieder in die Gesellschaft integriert werden konnten.
Die durchschnittliche Behandlungsdauer in den Kliniken hat sich deutlich verkürzt. Zwar wurde es mit Chlopromazin nicht möglich, die ursprüngliche Ursache der Krankheit zu beseitigen, doch war es zumindest möglich geworden, die Patienten symptomatisch zu behandeln und ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Leider ist es auch bis heute noch nicht möglich, auf medikamentöse Weise die tatsächliche Krankheitsursache von psychotischen Erkrankungen auszumerzen. Auch heute erfolgt die Behandlung dieser Erkrankungen symptomatisch.

Es wird zwischen „klassischen“ und „atypischen“ Neuroleptika unterschieden. Letztere sind die „moderne“ Variante und weisen oft eine bessere Verträglichkeit auf!
„Klassische“ und „atypische“ Neuroleptika entstanden auf Grundlage des Chlorpromazin
In der Folgezeit wurden zahlreiche Substanzen entwickelt, die ähnliche Verbindungen oder Abkömmlinge des Chlorpromazins darstellten. Diese Substanzen werden heute unter der Gruppe der „Klassischen Neuroleptika“ zusammengefasst.
Es gelang den Forschern jedoch auch, neue Wirkstoffe zu entwickeln, die zu geringeren unerwünschten Arzneimittelwirkungen führten und sich durch eine bessere Verträglichkeit auszeichneten, als es bei Chlorpmazin und seinen Abkömmlingen der Fall war. Diese modernen Wirkstoffe fasst man unter dem Begriff der „atypischen Neuroleptika“ zusammen.
Zudem konnte erreicht werden, dass die erwünschte antipsychotische Wirkung auf Aggressivität, innere Anspannung, Trugwahrnehmungen, Feindseligkeit, akute Wahnstimmung, psychotische Schlaflosigkeit, Nahrungsverweigerung, sozialen Rückzug usw. gesteigert werden konnte. Hierdurch ist es möglich geworden, die notwendige Tagesdosis, sowie die Zahl und Intensität der unerwünschten Wirkungen, zu verringern.
Bei einer Schizophrenie ist das Gleichgewicht der Funktionen und Wechselwirkungen verschiedener Neurotransmitter gestört. Im Gehirn kommt es zu neurochemischen Veränderungen, die insbesondere auf einer Überaktivität des dopaminergen Systems beruhen. Dieses System wird von dem Neurotransmitter Dopamin kontrolliert. Weitere Neurotransmitter, die bei der Entstehung der Schizophrenie eine wichtige Rolle spielen, sind die Glutaminsäure, γ-Aminobuttersäure und Serotonin. Durch den Einsatz von Neuroleptika kann das gestörte Gleichgewicht positiv beeinflusst werden. Sie haben vor allem auf die Dopaminrezeptoren eine hemmende Wirkung, wodurch die gestörten psychotischen Funktionen geordnet werden können (antipsychotische Wirkung). Neben Dopamin werden noch weitere Neurotransmitter beeinflusst, z.B. Acetylcholin, Adrenalin, Histamin und Serotonin. Aufgrund dieser Wirkmechanismen lassen sich die, für bestimmte Erkrankungen, erwünschten Wirkprofile teilweise erklären (und auch die unerwünschten Wirkungen!). Es wird zwischen positiven (Plus-)Symptomen und negativen (Minus-)Symptomen unterschieden. Bei der Schizophrenie ist das Gleichgewicht verschiedener Neurotransmitter – Dopamin, Glutaminsäure, γ-Aminobuttersäure und Serotonin – gestört.
Wirkungsweise von Neuroleptika

Positivsymptome sind aufgelagert und kommen bei gesunden Menschen nicht vor, z.B.:
- Wahn
- Wortneubildungen
- Halluzinationen
Minussymptome stellen einen Mangel, bzw. ein Fehlen bestimmter Fähigkeiten dar, hierzu zählen beispielsweise:
- Sprachverarmung
- Sozialer Rückzug
- Stupor (starre)
Klassische Neuroleptika beeinflussen insbesondere Plussymptome. Atypische Wirkstoffe können Minussymptome verbessern.
Bezüglich ihrer neuroleptischen Wirkstärke, also ihrer antipsychotischen Wirkung, können Neuroleptika in schwach, mittelstark, stark und sehr stark unterteilt werden. Als Bezugssubstanz, für die Bewertung der Wirkstärke, dient Chlorpromazin. Dieses weist eine neuroleptische Potenz (NP) von 1 auf.
Typen von Neuroleptika
Handelspräparate, die Abkömmlinge des Chlorpromazins sind oder ähnliche Verbindungen aufweisen, werden unter der Gruppe der „Klassischen Neuroleptika“ zusammengefasst.
Vollständig neue Wirkstoffe, die ein geringere Bandbreite an unerwünschten Arzneimittelwirkungen aufweisen und für gewöhnlich eine bessere Verträglichkeit der Patienten vorweisen, als es bei Chlorpmazin und seinen Abkömmlingen der Fall ist, werden unter der Gruppe der „atypischen Neuroleptika“ geführt.
Weitere Einzelheiten zu diesen Gruppen erhalten Sie in den nachfolgenden Abschnitten!
Klassische Neuroleptika
Die Wirkstoffe der klassischen Neuroleptika befinden sich schon eine lange Zeit im Handel. Mit ihnen konnten Mediziner und Forscher bereits jahrzehntelange Erfahrungen sammeln, wenn es um die Behandlung von schizophrenen Persönlichkeiten geht.
Bezüglich der chemischen Grundstruktur wird zwischen nachfolgenden Derivaten unterschieden:
- Phenothiazine
- Thioxanthene
- Butyrophene
- Diphenylbutylpiperidine
Dank der antipsychotischen Wirkung der klassischen Neuroleptika können insbesondere folgende Positivsymptome behandelt werden:
- Wahn
- Zerfahrenes Denken
- Halluzinationen
- Psychomotorische Störungen
Schwache und niedrigdosierte Neuroleptika können auch bei nachfolgenden Beschwerden eingesetzt werden:
- Neurosen
- Angststörungen
- Schlafstörungen
- Spannungszustände
Zudem werden Neuroleptika auch bei der Neuroleptanalgesie oder zur Narkosevorbereitung angewandt.
Wirkstoff | Handelspräparate | Wirkstoffgruppe | Mittlere Dosierung pro Tag | Wirkstärke (NP) | Indikationen |
---|---|---|---|---|---|
Promethazin | Prothazin® | Phenothiazin | 50-150 mg | Schwach (NP < 1) | - Ängstliche Unruhe - Psychomotorische Erregung - Neurosen - Schlafmittel - Chronische Schmerzen - Begleitmedikation bei akuten Psychosen (Schizophrenien, Depressionen, Manien) |
Levomepromazin | Neurocil® | Phenothiazin | 30 mg | ||
Thioridazin | Melleril® | Phenothiazin | 15-45 mg | ||
Chlorprothixen | Chlorprothixen Holsen® | Thioxanthen | 50-200 mg | ||
Perazin | PerazinNeurax® | Phenothiazin | 25-200 mg | Mittelstark (NP: 1-5) | - Unruhe - Erregungszustände - Angst - Akute Manie - Hebephrenie |
Flupentixol | Fluanxol® | Thioxanthen | 1-20 mg | ||
Melperon | Melperon ratiopharm® | Butyrophenon | 50-200 mg | Stark - Sehr stark (NP > 10) | - Chronische Schizophrenien /z.B. katatone Schizophrenie, Schizophrenia simplex, Hebephrenie) - Delir - Depressiver Wahn - Zwangsstörungen - Akute psychotische Syndrome: paranoide und paranoid-halluzinatorische oder manische Zustände |
Haloperidol | Haldol® | Butyrophenon | 5-10 mg | ||
Pipamperon | Dipiperon® | Butyrophenon | 120-360 mg | ||
Fluphenazin | Fluphenazin-neuraxpharm® | Phenothiazin | 3-6 mg | ||
Fluspirilen | Imap® | Diphenylbutylpiperidin | 1,5-2 mg / WOCHE |
Die Neuroleptanalgesie ist eine anästhesiologische Methode, bei der Patienten in einen Zustand von hoher Schmerztoleranz und psychovegetativer Gleichgültigkeit versetzt werden. Die Neuroleptanalgesie erfolgt mittels Kombination von hochpotenten Opioiden und einem hochdosierten Neuroleptikum.

Das typische Wirkprofil der klassischen Neuroleptika
Mit steigender neuroleptischer Potenz (NP) steigt die antipsychotische Wirkung und unerwünschte Bewegungsstörungen (extrapyramidal-motorische Symptome) nehmen zu.
Gleichzeitig nehmen die sedierenden Effekte und die vegetativen (unerwünschten) Wirkungen ab.
Daraus lässt sich schlussfolgern:
- Ein Neuroleptikum mit hoher Neuroleptischer Potenz (z.B. Melperon, Haloperidol) hat folgende erwünschten und unerwünschten Wirkungen auf den menschlichen Körper:
- Stark: antipsychotische Wirkung (erwünscht)
- Stark: Bewegungsstörungen (unerwünscht)
- Schwach: sedierende Wirkung
- Schwach: vegetative Wirkung
- Ein Neuroleptikum mit niedriger Neuroleptischer Potenz (z.B. Promethazin, Thioridazin) hat folgende erwünschten und unerwünschten Wirkungen auf den menschlichen Körper:
- Stark: Sedierende Wirkung (erwünscht)
- Stark: vegetative Wirkung (unerwünscht)
- Schwach: Bewegungsstörungen
- Schwach: antipsychotische Wirkung
Bei den atypischen Neuroleptika handelt es sich um recht moderne Wirkstoffe. Anders als die klassischen Vertreter dieser Arzneimittelgruppe, weisen sie ein abweichendes Wirkprofil auf, welches für die Therapie oft günstiger ist, da diese geringere unerwünschte Wirkungen vorweisen. Trotz einer guten antipsychotischen Wirkung führen die atypischen Neuroleptika recht selten zu Bewegungsstörungen (extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen). Sie haben auch einen guten Einfluss auf eine vorliegende Negativsymptomatik, wie beispielsweise Antriesbverminderung, Affektverarmung oder sozialen Rückzug. Die Aufmerksamkeit, Gedächtnisleistung, planendes Denken und die oftmals auftretende depressive Begleitsymptomatik können günstig beeinflusst werden. Bei der Behandlung von Schizophrenien sind die atypischen Vertreter das Mittel der ersten Wahl. Im Rahmen der Auswahl eines geeigneten Wirkstoffes für einen Patienten richtet man sich vor allem an den unerwünschten Wirkungen. Diese sollen den Klienten natürlich so wenig wie möglich in seinem alltäglichen Handeln beeinträchtigen, um die Heilung zu fördern und mögliche Gefahren für ihn auszuschließen.
Atypische Neuroleptika
Wirkstoff Handelspräparate Mittlere Tagesdosis Besonderheiten Wichtige unerwünschte Wirkungen
Risperidon Risperdal® 4-6 mg - Gute Wirkung auf Positiv- & Negativsymptomatik - Bei hoher Dosierung: Bewegunsstörungen, Antriebssteigerung
Clozapin Leponex® 200-450 mg - Gute antipsychotische Wirkung - Starke Sedierung
- Kreislaufbeschwerden
- Agranulozytose
- Bewegungsstörungen (selten)
Olanzapin Zyprexa® 5-20 mg - Gute Wirkung auf Positiv- & Negativsymptomatik - starke Gewichtszunahme
Quetiapin Seroquel® 300-600 mg - Gute Wirkung auf Positiv- & Negativsymptomatik - Starke Sedierung
- Kreislaufbeschwerden
- Bewegungsstörungen (selten)
Sulpirid Meresa®, Dogmatil® 600-1.200 mg - Antriebssteigernde Wirkung
- Antidepressive Eigenschaften- Hormonelle Störungen
Amisulprid Solian® - 50-300 mg (Für Negativsymptomatik)
- 400-800 mg (Für Positivsymptomatik)- Zwei Dosierungsmöglichkeiten für Positiv- oder Negativsymptomatik
- Antidepressive Eigenschaften- Hormonelle Störungen
Ziprasidon Zeldox® 80-160 mg - Auch bei schizoaffektiven Psychosen - Herzrhtyhmusstörungen
- Bewegungsstörungen
Therapiemöglichkeiten mit Neuroleptika

Akute psychotische Episoden werden insbesondere von visuellen und auditiven Halluzinationen begleitet. Die Gefühlswelt – die Balance – ist gestört.
Therapie von akuten psychotischen Zuständen
Sofern Neuroleptika zur Behandlung von akuten und schweren psychotischen Zuständen zum Einsatz kommen, so wird den Betroffenen sofort eine hohe Dosis verabreicht, wenn notwendig auch mittels parenteraler Applikation. In der Regel kann binnen weniger Tage der erwünschte Effekt erzielt werden und es tritt bereits eine erste Besserung der psychotischen Symptomatik auf.
Sofern eine starke psychotische Erkrankung vorliegt, erfolgt die Behandlung mit einer Dosis, die etwa 5-10 mal höher ist, als es bei einer leichten Symptomatik der Fall wäre. Zur Behandlung akut psychotischer Zustände werden insbesondere Vertreter der klassischen Neuroleptika angewandt, um möglichst schnell eine Besserung der Symptomatik herbeizuführen.
Ist eine Besserung eingetreten, so reduziert der behandelnde Arzt die Dosierung des verabreichten Neuroleptikums auf ein Minimum. Die Verabreichung des Arzneistoffes erfolgt dann nach dem Prinzip „So viel wie nötig, so wenig wie möglich!“.
Bei der Behandlung einer Schizophrenie steht die Arzneimitteltherapie oftmals im Mittelpunkt des Geschehens. Grund hierfür ist die Tatsache, dass an einer Schizophrenie erkrankte Personen oftmals keine Krankheitseinsicht besitzen. Daher ist es oft schwer, andere Behandlungsmethoden anzuwenden. Außerdem müssen zunächst die, in ein Ungleichgewicht geratenen, Neurotransmitter (Dopamin, γ-Aminobuttersäure, Serotonin) wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, wozu die medikamentöse Behandlung mit Neuroleptika essenzieller Bestandteil ist. Wie es bei allen Medikamenten der Fall ist, spricht jeder Mensch anders auf einen Wirkstoff an. Die Dosierung und Auswahl des richtigen Arzneistoffes muss daher stets individuell erfolgen und gestaltet sich oftmals äußerst schwierig. Konnte die akute psychotische Symptomatik erfolgreich ausgemerzt werden, so folgt im Anschluss die Erhaltungstherapie. Bei dieser erfolgt die Behandlung mit einer deutlich reduzierten Dosierung. Die ursprüngliche Dosis wird um knapp 50-75 Prozent reduziert, wobei auch hier wieder beachtet werden muss, dass die Dosierung individuell erfolgen muss. Wenn bei der Akutbehandlung ein klassisches Neuroleptikum eingesetzt wurde, dann sollte nun der Wechsel auf ein atypisches Neuroleptikum erfolgen, um die unerwünschten Wirkungen auf ein Minimum zu reduzieren. Bei der Auswahl des richtigen Medikamentes muss wieder zwischen bestmöglicher Wirkung und möglichst geringen unerwünschten Wirkungen abgewogen werden. Nach der Erhaltungstherapie erfolgt eine Rezidivprophylaxe. Diese dauert mindestens ein Jahr, bei wiederholt auftretenden schizophrenen Episoden muss die Dauer der Therapie sogar auf bis zu fünf Jahre ausgeweitet werden. Im Vergleich zur Erhaltungstherapie wird die Dosierung des Arzneistoffes nochmals reduziert. Auch wenn bei Ende der Therapie bereits eine geringe Dosierung des Neuroleptikums vorliegt, so muss die Neuroleptikatherapie stets ausschleichend erfolgen. Hierdurch können ein Rückfall und Entzugserscheinung vermieden werden. Im bestmöglichen Fall ist der Patient am Ende dieser langwierigen Therapie geheilt und er kann wieder als wichtiger Bestandteil in die Gesellschaft integriert werden. Die langfristige Therapie der Schizophrenie erstreckt sich über mehrere Jahre. Ziel ist es, die Neurotransmitter (Dopamin, γ-Aminobuttersäure, Serotonin) im Gehirn wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Langzeittherapie einer Schizophrenie
Krankheiten und Umstände, bei denen Neuroleptika nur mit großer Vorsicht oder gar nicht eingesetzt werden sollten, überdecken sich einem großen Teil mit denen der Antidepressiva. Die wichtigsten Kontraindikationen sind:
Kontraindikationen von Neuroleptika
Gefährdeten Organsysteme sollten aus diesem Grund auch bei der Behandlung mit Neuroleptika mittels regelmäßig stattfindenden Kontrolluntersuchungen überwacht werden.
Vor allem klassische Neuroleptika, mit einer hohen neuroleptischen Potenz, führen häufig zu starken Bewegungsstörungen. Hierunter fallen beispielsweise Melperon, Haloperidol und Pipamperon. Diese Bewegunsstörungen sind Folge einer Störung des extrapyramidalen System im zentralen Nervensystem (ZNS), weshalb man auch von extrapyramidal-motorischen Störungen spricht. Das extrapyramidale System umfasst Gebiete des ZNS, die sich für die Motorik verantwortlich zeigen, jedoch nicht dem Pyramidensystem angehören. Häufige unerwünschte vegetative Wirkungen sind; Heißes und schwüles Wetter kann die Temperaturregulation des Organismus überfordern. Daher sollten sich Patienten bei schwül-warmem Wetter in gekühlten Räumen oder zumindest im Schatten aufhalten und extreme körperliche Belastungen vermeiden.
Unerwünschte Wirkungen von Neuroleptika
Bewegungsstörungen durch Neuroleptika
Bewegungsstörungen Charakteristik Prophylaxe / Therapie
Parkinsonismus Parkinsomähnliche Symptome, wie Rigor, Tremor, Akinese und Drüsenüberfunktion. - Gabe von Anticholinergika
Akathisie
(Sitz-, Geh- & StehunruheEine quälende und belastende Unruhe. Für Betroffene ist es fast unmöglich, ruhig sitzen oder stehen zu bleiben.Sie tritt meist nach dem Parkinsonismus auf. - Dosis reduzieren
- Wirkstoff wechseln
- Vorrübegehend: Gabe von Benzodiazepinen (beruhigende Wirkung)
Malignes neuroleptisches Syndrom Dieses Syndrom ist sehr selten, verläuft jedoch in 20 % aller Fälle tödlich.
Es treten folgende Symptome auf: Stupor, Rigor, hohes Fieber, Bewusstseins- & Kreislaufstörungen.- Gabe von Anti-Parkinsonmitteln & Dantrolen (Muskelrelaxans)
Frühdyskinesien
(In den ersten Stunden bis Tagen)
Unwillkürliche, meist schmerzhafte und quälende Bewegungen, z.B. Zuckungen, Blickkrämpfe, ruckartiges herausstrecken der Zunge, Schluck- & Sprachstörungen oder schneiden von Grimassen. Therapie ist fast nur bei Behandlungsbeginn möglich. Dann ist die Gabe von Anticholinergika möglich.
Spätdyskinesien
(Nach Wochen bis Jahre der Therapie)Abnorme, unwillkürliche, oft stereotype Bewegungen und Hyperkinesen.
Mögliche Kennzeichen sind: Bewegungsunruhe des Gesichtes (Lidkrampf, Grimassen), der Zunge und des Mundes (Zunge rausstrecken, lecken, saugen, mümmeln), der Beine & Arme, schaukeln.
Die Betroffenen selbst bemerken in der Regel nicht, dass sie diese Bewegungen durchführen.Spätdyskinesien sind schwer zu therapieren, weshalb die Prophylaxe im Vordergrund steht:
- Umstellung auf atypische Neuroleptika oder Dosisreduktion
- Clozapin hat eine günstige Wirkung auf neuroleptisch bedingte Spätdyskinesien gezeigt
Zahlreiche Neuroleptika können auch zu einer Fotosensibilisierung führen. Einige Neuroleptika, die eine übermäßige Strahlen- bzw. Lichtempfindlichkeit der Haut zur Folge haben, sind:
- Promethazin
- Olanzapin
- Risperidon
- Chlorpromazin
- Chlorprothixen
- Thioridazin
- Fluphenazin
- Perphenazin
- Flupentixol
- Fluspirilen
- Levomepromazin
Während der Behandlung mit Neuroleptika sollte auf den Konsum von Alkohol vollständig verzichtet werden. Davon abgesehen, dass Alkohol die Symptome der psychischen Erkrankungen verstärken kann, die eigentlich behandelt werden sollen, verstärkt der Konsum die zentral dämpfende Wirkung der Neuroleptika. Zudem kann er zu gefährlichen Blutdrucksenkungen führen. Auch die Bewegungsstörungen, die viele Neuroleptika verursachen, können verstärkt werden, was insbesondere bei älteren Menschen zu Stürzen, mit schwerwiegenden Folgen, führen kann. Koffeinhaltige Getränke, z.B. Kaffee, Cola oder Energy Drinks, sollten ebenfalls gemieden werden. Koffein hat eine psychostimulierende Wirkung, wodurch die sedierenden Effekte der Medikamente gemindert werden. Unter Umständen können die Neuroleptika auch ihre antipsychotische Wirkung verlieren, wodurch die Einnahme letztlich obsolet wird. Außerdem können große Mengen an Koffein zu Angst und Unruhe führen. Im schlimmsten Fall können sie sogar zu einem Rückfall in eine akute Psychose bedeuten. Wie es bei der Einnahmen von Antidepressiva und Lithium auch der Fall ist, kann die Kombination von Neuroleptika mit anderen Wirkstoffen zu Herzrhythmusstörungen (ventrikuläre Tachykardien) führen. Wirkstoffe die Wechselwirkungen mit Neuroleptika haben können, sind: Während der Therapie mit Neuroleptika sollte auf Kaffee verzichtet werden! Dieser kann Unruhe und Angst verursachen!
Wechselwirkungen von Neuroleptika
- Sedativa
- Hypnotika
- Opioide Analgetika
- Betablocker
- Anticholinergika
- Narkotika
- Antihistaminika
- Antiinfektiva
Die Mitarbeit der Patienten (Adhärenz / Compliance) spielt bei der Behandlung einer Schizophrenie eine entscheidende Rolle! Die Einstellung von schizophrenen Patienten gegenüber einer medikamentösen Therapie fällt in der Praxis sehr unterschiedlich aus. Manche Patienten haben keine Einsicht in ihre Krankheit und wehren sich gegen die Behandlung der Symptome. Andere wiederum aktiv an ihrer Heilung mit und zeigen eine gute Adhärenz gegenüber der medikamentösen Therapie, um die quälenden Symptome der Erkrankung endlich beseitigen zu können. Die Mitarbeit der Patienten (Adhärenz / Compliance) spielt der Behandlung einer Schizophrenie eine entscheidende Rolle. Zwar dürfen Ärzte auch gegen den Willen der Patienten eine Therapie in die Wege leiten, doch ist der Erfolg einer Therapie maßgeblich von der Mitarbeit von diesen abhängig. Während akute psychotische Symptome größtenteils medikamentös beseitigt werden können, ist spätestens bei der Erhaltungstherapie und der Rezidivprophylaxe die Einsicht der Patienten und ihre aktive Mitarbeit unabdinglich, damit die Behandlung erfolgreich abgeschlossen werden kann. Ärzte und Pflegekräfte können die Compliance von Patienten zwar fördern, erzwingen lassen sich diese allerdings nicht.
Neuroleptika in der Pflege
Neuroleptika sollten auf keinen Fall abrupt abgesetzt werden!
Außerdem ist eine regelmäßige Einnahme der Neuroleptika wichtig. Wird ein Neuroleptikum abrupt abgesetzt, treten häufig folgende Symptome auf:
- Schwindel & Zittern
- Übelkeit & Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Herzrasen
- Schlafstörungen & Albträume
- Rückfall in die Psychose
Eine wichtige Aufgabe der Pflegekräfte ist es daher, die Klienten zu einer regelmäßigen Einnahme der Medikamente zu ermutigen, um die psychotische Symptomatik eindämmen und bestenfalls komplett heilen zu können. Mittels regelmäßigen Blutspiegelkontrollen kann überprüft werden, ob Patienten die Arzneistoffe täglich einnehmen.
Damit Patienten ihre Medikamente regelmäßig einnehmen, ist oftmals eine genaue Aufklärung über die Erkrankung und die Wirkung / Ziele der medikamentösen Therapie notwendig. Aus diesem Grund sind die Fachkenntnisse der Ärzte und des Pflegepersonals von äußerster Bedeutung, um die Patienten dazu bewegen zu können, ihre Medikamente dauerhaft einzunehmen. Auch die Angehörigen des Klienten sollten über die Erkrankung und die Therapie aufgeklärt werden. Diese haben oftmals bessere Chancen, die Mitarbeit des Patienten zu fördern und damit die Chance auf eine Heilung zu erhöhen.